Von Kochhilfe bis zum Hausumbau
Thüringen: Angebote für Senioren sind gefragt
Ob im Bau, im Handwerk, der Pflege, dem Tourismus oder ganz allgemein bei Hilfe und Betreuung: Bei fast allen Dienstleistungen haben Senioren spezielle Bedürfnisse und Wünsche. Und die Nachfrage steigt auch in Thüringen, wie eine dpa-Umfrage zeigt. Dem stehen aber nicht immer genügend Angebote gegenüber. Dies hat ganz verschiedene Ursachen - meist drehen sich die Probleme aber letztlich ums Geld.
»Wir beobachten in den vergangen Jahren vor allem einen deutlich wachsenden Bedarf bei Unterstützungsangeboten im Alltag: Vom Kochen oder Putzen über Einkaufshilfen bis zur Gartenarbeit«, sagt die Pflegewissenschaftlerin Angela Börner aus Jena. Das Problem: Sehr oft würden solche »kleinen« Hilfen von Menschen ohne Pflegestufen benötigt. »In solchen Fällen muss alles aus eigener Tasche bezahlt werden, manche Betroffene können sich solche Extrakosten kaum leisten.«
Oft fehle auch die Bereitschaft, für Dienstleistungen Geld auszugeben, sagt Börner. Wenn die Hilfe von außen an der Sparsamkeit scheitere, blieben die Aufgaben oft an Familienangehörigen oder Bekannten hängen. »So etwas kann zu einer großen Belastung für die Helfer werden.« In Städten wie Jena gebe es bereits Einrichtungen und Vereine, die in solchen Fällen einspringen könnten: »Etwa die ›Alltagsbegleiter‹ - eine Vermittlungsstelle, in der vor allem Studenten für kostengünstige Unterstützungen gebucht werden können.« Auch ehrenamtliche Helfer und Vereine gebe es zunehmend. »Dabei geht es vor allem um geistige und seelische Pflege - einen Ansprechpartner zu haben oder einfach mal wieder vor die Tür zu kommen.« Allein auf das Ehrenamt zu setzen, sei aber der falsche Weg. »Wir brauchen da schlichtweg mehr Angebote.«
Katrin Burkhardt aus Apolda hat sich vor rund zehn Jahren als Seniorenbetreuerin selbstständig gemacht. Von gemeinsamen Behörden- oder Spaziergängen bis zur Haushaltshilfe kann alles gebucht werden. »Besonders, wenn die Kinder berufstätig sind, fehlt oft die Zeit für die Betreuung der Senioren«, erklärt sie. In manchen Fällen seien es aber auch die Kinder, die sich gegen kommerzielle Helfer sperrten. »Die älteren Leute lassen sich dann auch in finanziellen Dingen bevormunden, aus Angst, sonst von den Kindern alleine gelassen zu werden. Das ist manchmal schon schlimm.«
Doch auch jenseits der täglichen Unterstützung gibt es Bedarf an speziellen Senioren-Angeboten: »Gerade, wenn es um den Abbau von Barrieren im eigenen Haus geht, hat die Nachfrage spürbar zugenommen«, sagt Ellen Mangold von der Handwerkskammer Südthüringen. Viele Handwerker hätten sich schon darauf spezialisiert. »Besonders in Zeiten, in denen sich Sparen nicht lohnt, investieren viele lieber ins Eigenheim, um möglichst lange zu Hause wohnen zu können.«
Ähnlich sieht das auch Steffen Schulze, Abteilungsleiter für Existenzgründungen von der Industrie- und Handwerkskammer Erfurt. Das gesamte Spektrum an denkbaren Dienstleistungen für Senioren sei stark nachgefragt. Das Problem: Weil die Verdienstmöglichkeiten in diesem Bereich oft vergleichsweise niedrig seien, hapere es beim Angebot. »Es gibt definitiv Chancen, sich etwas aufzubauen - aber nicht genug Menschen, die das riskieren wollen.« Gerade auf dem Land gebe es teils auch nicht genug zahlende Kunden, um ein tragfähiges Unternehmen zu gründen. dpa/nd
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