Schuld sind die anderen

Ulrike Henning über Verantwortungslosigkeit im Gesundheitswesen

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

In einem Viertel der Krankenhäuser gibt es weniger spezielle Pflegefachkräfte auf den Intensivstationen als medizinisch nötig. Momentan sind hier 3150 Pflegestellen unbesetzt. Zusätzlich hat ein Drittel der Krankenhäuser Probleme, Arztstellen in den Intensivbereichen zu besetzen. Hier sind 600 Stellen frei. Mit etwas Pech finden sich Patienten im Notfall auf einer Station wieder, in der sich beide Probleme überschneiden. Dann könnte es schon brenzlig werden. Selbst vorausgesetzt, alle Mitarbeiter erledigen ihre Arbeit bestmöglich und mit hohem Einsatz - sie werden das wahrscheinlich etwas gehetzt tun. Kein gutes Gefühl für Helfer und Hilfsbedürftige.

Das Gefühl, regelrecht ausgequetscht zu werden, gehört für viele Pflegende in Krankenhäusern zum Alltag. Das ist nicht erst seit gestern so. Viele Player im Gesundheitssystem sind es darüber hinaus gewohnt, die Verantwortung für Probleme immer anderen zuzuschieben. Das System scheint passend dafür angelegt, dass sich Krankenhäuser, Krankenkassen und Ärzte lange gegenseitig beharken müssen, ehe politisches Eingreifen unvermeidbar wird. Alle leisten ihren Beitrag dazu, dass sich nichts oder nur wenig ändert. Ausbaden müssen das Patienten und Beschäftigte, am meisten die mit den niedrigen Einkommen. Als ob es so gewollt wäre.

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