G20: Verfahrens- und Verletztenzahlen bei Polizei steigen

Dezernat Interne Ermittlungen bestätigt 41 Fälle zum Vorwurf der Körperverletzung im Amt / Neun Beamte seien schwer verletzt worden

  • Lesedauer: 2 Min.

Hamburg. Mehr als zwei Wochen nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen rund um den G20-Gipfel in Hamburg ist die Zahl der Ermittlungen gegen Polizisten gestiegen. Am Dienstagnachmittag gab es beim Dezernat Interne Ermittlungen 49 Verfahren. Das sagte eine Sprecherin der Hamburger Innenbehörde am Mittwoch. Zuvor hatte unter anderem »bild.de« darüber berichtet. Zuletzt waren 35 Verfahren bekannt.

In 41 Fällen lautet der Vorwurf Körperverletzung im Amt. Es geht zudem um Nötigung, sexuelle Belästigung, Beleidigung oder die Verletzung des Dienstgeheimnisses. In einem Fall handelt es sich um Vorermittlungen. Grundlage können laut Behörde nicht nur Strafanzeigen, sondern auch Hinweise auf Internetseiten sein, die kritisch über Polizeieinsätze berichten.

Bei dem G20-Polizeieinsatz sind nach Angaben des Hamburger Senats 709 Polizisten verletzt worden, neun davon schwer. Diese Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum vom 22. Juni bis 9. Juli, wie aus einer am Mittwoch bekanntgewordenen Antwort auf eine kleine Anfrage der LINKEN hervorgeht, über die das Portal »BuzzFeed News Deutschland« berichtet hatte. 227 Polizisten erkrankten aufgrund der Belastungen des Einsatzes, darunter 99 aus Hamburg. Buzzfeed berichtete auch, dass nur 21 der ihnen gegenüber genannten 743 von allen Polizeibehörden im Zuge des Einsatzes zum G20-Gipfel in Hamburg als verletzt gemeldeten Beamten ihren Dienst am nächsten Tag nicht fortsetzen konnten. Die meisten verletzten Polizisten (95 Prozent) konnten demnach schon am nächsten Tag wieder am Einsatz teilnehmen, viele sogar eher.

Von den 709 verletzten Polizisten gehören den Angaben zufolge 39 der Bundespolizei an. Von den Hamburger Einsatzkräften waren 81 von Verletzungen betroffen. Sieben Polizisten wurden laut Senatsantwort stationär behandelt. 182 wurden durch Reizgas verletzt. Hamburgs Polizei Einsatzleiter Hartmut Dudde hatte im Innenausschuss der Bürgerschaft von 592 verletzten Beamten zwischen Einsatzbeginn am 22. Juni und Einsatzende am 10. Juli gesprochen.

Zahlen über verletzte Demonstranten sind dagegen kaum bekannt, weil diese nicht zentral gesammelt werden. »Viele« verletzte Demonstranten habe es gegeben, »einige davon schwer« sagt der Hamburger Ermittlungsausschuss – er unterstützt in Gewahrsam oder festgenommene Demonstranten. Ehrenamtliche Demo-Sanitäter berichteten im nd-Interview von Reizungen nach Pfefferspray-Einsatz, Platz- und Schürfwunden, Prellungen, teilweise auch Blutungen und Knochenbrüchen sowie Knalltraumata. »Man kann nur froh sein, dass das alles glimpflich ausgegangen ist und dass es keine Toten gab.« dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!