Mutig auf der Leipziger Planche
Bei der WM zeigten die deutschen Fechter Fortschritte, das große Ziel ist aber noch in weiter Ferne
Nach dem Ende der Heim-WM in Leipzig ließ die deutsche Fecht-Präsidentin Claudia Bokel keinen Zweifel an ihrer Zuversicht aufkommen. »Ich bin absolut zufrieden. Wir haben uns gut präsentiert« Aber: »Natürlich sollte wir uns noch verbessern. Damit wir mit allen Mannschaften für Tokio weiterarbeiten können.«
Olympia 2020 ist das Ziel. Und dafür sollte Leipzig der Aufbruch werden. Es wurde ein kleiner. Richard Schmidt gewann mit Bronze die einzige deutsche Medaille. Anna Limbach (Säbel/Platz 5), Alexandra Ndolo (Degen/8) und Anne Sauer (Florett/8) erreichten das Viertelfinale. Ihnen fehlte genauso wie den Florettfrauen im Team nur ein Sieg zu einer Medaille. Im Vergleich zur letzten WM vor zwei Jahren waren Fortschritte zu erkennen. Damals hatte es zwar zwei Medaillen gegeben, beide aber bei den Männern mit dem Säbel - mit allen anderen Waffen setzte es dagegen fast nur Enttäuschungen.
Diesmal erreichten mehr deutsche Fechter die Top 8 und Top 16. Teilweise mussten die Deutschen aufgrund ihrer schlechten Weltranglistenposition früh gegen starke Gegner antreten. Und: Die Säbelfechter um Europameister Max Hartung scheiterten diesmal. Mehr an sich selbst und dem Druck als an den Gegnern. Hätte das Team für die erhoffte Medaille gesorgt, der Verband hätte die WM offensiver als Erfolg verkaufen können.
Insgesamt gab es zumeist mutigere Auftritte als früher. Das ist wohl auch eine erste Folge der Konsequenzen, die der DFeB aus der Olympiapleite ohne Medaille in Rio gezogen hatte. Vier neue Bundestrainer waren in Leipzig verantwortlich, dazu war ein Drittel der Sportler erstmals bei einer WM dabei. »Es zeigt, dass sich was bewegt: Neuer Trainer, neues Team«, sagte beispielsweise Schmidt nach seinem Bronzecoup.
Dennoch: Der Weg nach Tokio wird schwierig werden. Die Qualifikation für Olympia muss vor allem über die Mannschaften gelingen, dann dürfen auch drei Fechter im Einzel starten. Aber in den Teams fehlt es meist noch an drei gleichwertigen Athleten, um ganz vorne mitzumischen. Nach aktuellem Stand wären immerhin die beiden Florettteams in Tokio dabei. Im Gegensatz zu Rio: Dort war erstmals seit 60 Jahren überhaupt kein deutsches Fechtteam am Start gewesen.
»Wir müssen daran arbeiten, dass wir den Druck von unten erhöhen. Ich würde mir mehr Konkurrent wünschen«, sagte Bokel mit Blick auf die Etablierten. Zudem sollen die Topfechter weiter an den Stützpunkten in Dormagen, Bonn und Tauberbischofsheim konzentriert werden. Doch um dies zu realisieren und weiterhin die Strukturen zu modernisieren, braucht es Geld. Von einer Verdopplung der Mittel sprach Sportdirektor Sven Ressel. SID/nd
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