Harte Zeiten in Pastelltönen
Nicolas Šustr über Wohnungen nicht um jeden Preis
Begrüßen müssten wir es, »dass jemand diese Ruine, in der kaum mehr als ein Dutzend Menschen trotz widrigster Wohnumstände ausharren, so wiederherstellen möchte, dass zukünftig die vier- bis fünffache Zahl an Menschen in soliden und guten Wohnungen leben könnten«, schrieb Alexander Röhreke, Vertreter des Eigentümers der Immanuelkirchstraße 35, in einer E-Mail. Sie war eine wütende Reaktion auf die Berichterstattung des »nd« über die außergewöhnlich umfangreichen Arbeiten, die die zuständigen Bezirksbehörden Pankows mitten im Milieuschutzgebiet genehmigt hatten.
Die Argumentation Röhrekes entspricht jener, die seit Amtsantritt des rot-rot-grünen Senats immer wieder zu hören ist. Nämlich, dass um jeden Preis gebaut werden müsse in Berlin. Sonst lasse sich das Wohnungsproblem nicht lösen. Wer allerdings zweistellige Quadratmetermieten in der Hauptstadt zahlen kann, der hat nach wie vor eine reiche Auswahl an Wohnungen.
In der Immanuelkirchstraße kommen nun noch ein paar Luxuswohnungen dazu. Problemlöser sind das nicht. Stattdessen werden sich nun weitere Menschen, die mit bescheidenen Einkommen bisher noch ohne Amtshilfe über die Runden gekommen sind, in die lange Schlange der Wohngeldbezieher einreihen müssen.
Die Straßen und Häuser der Hauptstadt mögen mit der Durchsanierung immer lieblicher geworden sein. Die pastellfarbene Welt der gentrifizierten Innenstadt wird jedoch immer härter für die, die hinter grauen Fassaden ihre Nische fanden.
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