Fahrzeug fährt nahe Paris mehrere Soldaten an

Gruppe von Militärs angefahren / Sechs Verletzte / Hintergrund zu dem Vorfall noch unklar

  • Lesedauer: 3 Min.

Levallois-Perret. Sechs französische Soldaten sind bei einer Autoattacke auf eine Militärpatrouille nahe Paris verletzt worden. Ein Verdächtiger wurde Stunden später nach einer wilden Verfolgungsjagd in Nordfrankreich angeschossen und festgenommen, wie am Mittwoch aus Ermittlerkreisen verlautete. Polizisten stoppten seinen Wagen auf einer Autobahn Richtung Calais, der Fahrer wurde durch Polizeischüsse verletzt. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen terroristisch motivierter Mordversuche auf.

Bei dem 1980 geborenen Festgenommenen handle es sich mutmaßlich um den Täter, hieß es aus Justizkreisen. »Er war im gesuchten Auto und hat versucht zu fliehen.« Die Identität des Mannes müsse aber noch zweifelsfrei festgestellt werden. Auch müsse geprüft werden, ob tatsächlich er die Soldaten angefahren habe.

Die Polizei hatte den Wagen auf der Autobahn A16 zwischen den nordfranzösischen Städten Boulogne-sur-Mer und Calais aufgespürt. Bei der Flucht rammte der flüchtige Fahrer mindestens ein Auto, Spezialeinheiten der Polizei eröffneten daraufhin das Feuer.

Die Autoattacke auf die Soldaten hatte sich am Mittwochmorgen gegen acht Uhr im nordwestlich an Paris angrenzenden Levallois-Perret zugetragen. Das Auto rammte Soldaten, die im Zuge der Anti-Terror-Mission »Sentinelle« (Wache oder Wachposten) patrouillierten.

Von den sechs verletzten Soldaten erlitten sechs »schwerere« Verletzungen, schwebten aber nicht in Lebensgefahr, wie Verteidigungsministerin Florence Parly mitteilte.

Die Soldaten hatten gerade ein Gebäude verlassen, in dem die Stadtverwaltung von Levallois-Perret der Armee Räume überlassen hat. Innenminister Gérard Collomb sagte, ein Auto habe sich den Soldaten erst langsam genähert und dann beschleunigt, »um sie rammen zu können«. Der Minister sagte weiter: »Wir wissen, dass es Absicht war und kein Unfall.«

»Ich habe einen unglaublichen Lärm gehört«, sagte ein Anwohner der Nachrichtenagentur AFP. Von seinem Balkon aus habe er dann zwei Soldaten auf dem Boden liegen sehen. Schnell seien zahlreiche Einsatzfahrzeuge von Polizei und Rettungskräften eingetroffen. Der Tatort wurde weiträumig abgeriegelt. Verteidigungsministerin Parly verurteilte die Autoattacke als »feige Tat«.

Im Zuge des Inlandseinsatzes »Sentinelle« patrouillieren in Frankreich 7000 Soldaten unter anderem vor Synagogen, Flughäfen, Bahnhöfen und Touristenattraktionen wie dem Pariser Eiffelturm, um Anschläge zu verhindern. »Sentinelle« wurde nach den islamistischen Anschlägen auf die Satirezeitung »Charlie Hebdo« und einen jüdischen Supermarkt im Januar 2015 in Paris ins Leben gerufen.

In Frankreich sind seit Anfang 2015 bei islamistischen Anschlägen 239 Menschen getötet worden. Seit den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 mit 130 Toten herrscht in dem Land der Ausnahmezustand. Er soll nach dem Willen von Staatschef Emmanuel Macron Anfang November auslaufen. Bis dahin sollen aber Gesetzesverschärfungen im Anti-Terror-Kampf beschlossen werden. AFP

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