Norovirus sorgt für Aufruhr in London

Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften machen den Beteiligten Magen-Darm-Probleme zu schaffen

  • Kristof Stühm und Christoph Leuchtenberg, London
  • Lesedauer: 3 Min.

Keine Umarmungen, kein Händeschütteln - aber dafür jede Menge Desinfektionsmittel: Am Rande der Leichtathletik-WM in London ist der Norovirus ausgebrochen und versetzt die Teams in Aufruhr. Mindestens 30 Athleten und Betreuer haben mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen, zwei Fälle von Norovirus wurden von offizieller Seite bestätigt, 13 Verdachtsfälle sind noch nicht geklärt.

Die Betroffenen leiden unter Erbrechen und Durchfall, nach einem Krisentreffen mit dem Weltverband IAAF arbeiten die WM-Macher und die britischen Behörden mit Hochdruck an einer Lösung des Problems, »um die Kontrolle über die Infektionen zu bekommen und die Ausbreitung der Krankheit einzugrenzen«, teilte die Gesundheitsbehörde PHE mit.

Das Zentrum der Erkrankung ist ausgerechnet das deutsche Teamhotel »The Tower« mitten in der Londoner Innenstadt, zwischen den St. Katharine Docks und der Touristenattraktion Tower Bridge. Doch die Delegation des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) kam bisher relativ glimpflich davon. Präsident Clemens Prokop gab erst einmal Entwarnung. »Ich habe den Eindruck, dass man das Problem in den Griff bekommen hat«, sagte er.

Vier Athleten und einige Betreuer waren bereits Ende vergangener Woche erkrankt. »Wir haben daraufhin zusammen mit der medizinischen Kommission der IAAF Gespräche geführt, und die Hygienestandards im Hotel wurden kurzfristig deutlich erhöht«, sagte Andrew Lichtenthal, leitender Verbandsarzt des DLV. Den Betroffenen geht es wieder gut. Die deutschen Speerwerfer um Olympiasieger Thomas Röhler wurden vorsichtshalber aber trotzdem in einem anderen Hotel untergebracht.

Zudem wurden die deutschen Athleten angewiesen, als Vorsichtsmaßnahme verstärkt Desinfektionsmittel zu benutzen, sich regelmäßig die Hände zu waschen, überschwängliche Umarmungen, Handshakes sowie offen liegendes Obst zu meiden. Im Hotel gibt es auch kein Essen mehr am Buffet, neben der deutschen Mannschaft sind dort auch zahlreiche andere Nationen untergebracht.

Fast schon tragisch waren die Folgen der Erkrankung für Top-Sprinter Isaac Makwala. Der schnelle Mann aus Botswana galt als Medaillenkandidat über die 200 und 400 Meter. Doch die IAAF verweigerte Makwala bereits am Montag den Start bei den Vorläufen über 200 Meter und stellte ihn wegen der Ansteckungsgefahr für 48 Stunden unter Quarantäne. Makwala fuhr am Dienstagabend trotzdem zum Finale über 400 Meter zum Stadion und war bereit, Titelverteidiger Wayde van Niekerk herauszufordern. Doch die Offiziellen ließen ihn nicht laufen.

»Das ist nicht fair. Ich glaube fast, das ist Sabotage«, sagte der völlig frustrierte 30-Jährige dem britischen Fernsehsender ITV über sein WM-Aus. »Sie haben mir nicht mal zugehört. Sie haben nur gesagt: Nein, du kannst nicht laufen, weil du krank bist«, so Makwala. Er fühlt sich vom Weltverband diskriminiert: »Ich frage mich, was passiert wäre, wenn ich ein britischer Athlet gewesen wäre. Hätten sie mir dann auch nicht erlaubt zu laufen? Es zerbricht mir das Herz.« SID/nd

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