Schlepper stoßen wieder Geflüchtete ins Meer
Weiterer Vorfall vor Jemens Küste bestätigt / Mindestens 34 Tote und 72 vermisste Asylsuchende / UN-Organisation nennt Tat »schockierend und unmenschlich«
Sanaa. Schlepper haben nach Angaben der IOM am Donnerstag erneut dutzende Flüchtlinge vor der Küste Jemens ins Meer gestoßen. Wie die Internationale Organisation für Migration mitteilte, kamen dabei mindestens fünf afrikanische Flüchtlinge ums Leben, 50 weitere würden vermisst.
Es handelte sich bereits um das zweite Drama dieser Art innerhalb von 24 Stunden. Erst am Mittwoch war bekannt geworden, dass ein Schlepper der IOM zufolge vor der Küste Jemens 29 aus Somalia und Äthiopien stammende Migranten ertränkt hatte. Auf einem Boot habe der Schmuggler dort mehr als 120 Menschen gezwungen, ins Wasser zu springen, berichtete die in Genf ansässige IOM. Kurz darauf hätten Mitarbeiter der Organisation, die an die Vereinten Nationen angegliedert ist, am Strand 29 Leichen in flachen Gräbern entdeckt. 22 Migranten würden außerdem noch vermisst.
Überlebende hätten berichtete, dass der Schlepper sie ins Wasser gestoßen habe, als er an der Küste Behördenmitarbeiter entdeckte, teilte IOM mit. Er habe sich dann auf den Rückweg nach Somalia gemacht, um auf derselben Route mehr Migranten an die jemenitische Küste zu bringen. Die Tat sei »schockierend und unmenschlich«, sagte Laurent de Boeck, Leiter der IOM-Mission im Jemen. »Die Schlepper haben die Migranten absichtlich ins Wasser gestoßen, weil sie fürchteten, beim Erreichen der Küste aufgegriffen zu werden.« Nach Einschätzung der IOM waren die Flüchtlinge auf dem Boot im Schnitt 16 Jahre alt. Unter den Toten und Vermissten sind demnach viele Kinder.
Im Jemen kämpfen seit Jahren schiitische Huthi-Rebellen gegen Truppen der sunnitischen Regierung. Der Bürgerkrieg hat das bitterarme Land auf der arabischen Halbinsel in eine schwere Krise gestürzt. Dennoch kamen nach IOM-Schätzungen bisher rund 55.000 Migranten vom Horn von Afrika über das Rote Meer und den Golf von Aden. Teils hoffen sie auf Arbeit in den wohlhabenden Golfstaaten, teils flüchten sie vor Konflikten in ihren Heimatländern. Agenturen/nd
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