China mahnt Trump und Pjöngjang
Xi Jinping warnt beide Seiten vor eskalierenden Bemerkungen / »Global Times«: Bei Attacke Nordkoreas soll Peking Neutralität wahren
Berlin. Im Konflikt um Nordkorea hat China sowohl die Regierung der USA als auch die Führung in Pjöngjang zur Zurückhaltung aufgerufen. In einem Telefonat seien sich US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping einig gewesen, dass Pjöngjang »sein provokatives und anheizendes Verhalten beenden muss«, berichtete das Weiße Haus. Beide Präsidenten stimmten überein, dass die jüngste UN-Resolution mit scharfen Sanktionen gegen Nordkorea »ein wichtiger und notwendiger Schritt« sei, um Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel wiederherzustellen, hieß es weiter. Das Weiße Haus hob ferner hervor, dass das Verhältnis zwischen Trump und Xi Jinping »extrem eng« sei und »hoffentlich zu einer friedlichen Lösung des Nordkorea-Problem führen wird«.
Nach chinesischer Darstellung rief Xi Jinping aber nicht nur Nordkorea, sondern alle Akteure zur Zurückhaltung auf, was auch Trump selbst einschließt. »Die betreffenden Parteien sollten Bemerkungen und Aktionen vermeiden, die die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel eskalieren könnten«, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua den Staatschef. China sei bereit sei, mit den USA zusammenzuarbeiten, um die Probleme »angemessen zu lösen«.
Die Spannungen hatten sich durch scharfe Kriegsrhetorik Nordkoreas und der USA seit Tagen verstärkt. Das Telefongespräch folgte auf die scharfen Äußerungen Trumps, der Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un mit »Feuer und Wut« gedroht und ihn zuletzt am Freitag gewarnt hatte, dass die USA militärisch jederzeit »voll einsätzfähig« seien. Nordkorea seinerseits hatte erklärt, sich darauf vorzubereiten, Raketen in Richtung der US-Pazifikinsel Guam abzuschießen, wo die USA einen wichtigen Stützpunkt unterhalten.
Die Äußerungen aus Peking sind auch als warnende Botschaft an Nordkorea zu verstehen. Bereits am Freitag hatte die staatliche chinesische Tageszeitung »Global Times« in einem Kommentar erklärt, bei einem möglichen Erstschlag Nordkoreas im Konflikt mit den USA müsse Peking »neutral« bleiben. China solle deutlich machen, dass es in einem solchen Fall Neutralität bewahren werde, hieß es in einem Leitartikel. Das gelte dann, wenn Pjöngjang zuerst Raketen abfeuere, »die das Territorium der USA bedrohen«, und Washington Vergeltung übe.
Staatszeitung drängt auf Neutralität Chinas
China kämpfte im Koreakrieg (1950-1953) an der Seite Nordkoreas. 1961 schlossen beide Länder einen Beistandspakt. Dennoch sollte Peking nicht eingreifen, sollte es zu einem Erstschlag Nordkoreas gegen die USA kommen, schrieb die »Global Times«. Sollten allerdings die USA und Südkorea militärisch angreifen und versuchen, die nordkoreanische Regierung zu stürzen sowie die politischen Gegebenheiten auf der koreanischen Halbinsel zu verändern, werde Peking sie daran hindern, hieß es in dem Leitartikel weiter.
Neben den USA spielt China eine Schlüsselrolle in dem Konflikt und bei der Umsetzung der Sanktionen. Mehr als 80 Prozent des nordkoreanischen Handels fließt über den großen Nachbarn. Die USA wollen, dass Peking den Druck auf Pjöngjang verschärft. Chinas Führung hofft hingegen, dass die USA auf Nordkorea zugehen und dessen Sicherheitsbesorgnisse ernst nehmen. China hat vorgeschlagen, dass die USA ihre Manöver mit Südkorea einstellen, während Nordkorea sein Atom- und Raketenprogramm aussetzt, um Verhandlungen aufzunehmen.
Durch die Tests mit Interkontinentalraketen und die Sorge über unerwartet schnelle Fortschritte Nordkoreas bei der Entwicklung von Atomsprengköpfen hatte sich die Lage deutlich angespannt. Das Telefonat fand am Freitag Ortszeit in den USA und Samstagmorgen in Peking statt. Beide Präsidenten bekräftigten darin erneut ihre Absicht, die koreanische Halbinsel atomwaffenfrei machen zu wollen.
Jeder Dritte hat Sorgen vor Atomkrieg
Nordkoreas Propagandaorgan »Rodong Sinmun« berichtete, dass seit der Verhängung der Sanktionen rund 3,5 Millionen Nordkoreaner einen Antrag gestellt hätten, sich dem Militär anschließen zu können. Das 25 Millionen Einwohner zählende Nordkorea hat mit mehr als 1,1 Millionen aktiven Soldaten die zahlenmäßig größte Armee der Welt. Allerdings führen die Streitkräfte auch viele zivile Tätigkeiten aus, etwa im Straßenbau oder der Feldarbeit. Jeder männliche Nordkoreaner ist verpflichtet, einen zehnjährigen Wehrdienst abzuleisten.
Jeder dritte Deutsche (33 Prozent) macht sich derzeit große Sorgen, dass es bei einem militärischen Konflikt zwischen Nordkorea und den USA zu einem Atomkrieg kommen könnte. Weitere 43 Prozent machten sich etwas Sorgen, wie eine Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des Fernsehsenders RTL am Donnerstag und Freitag unter 1001 Befragten ergab. 23 Prozent der Befragten hätten demnach gar keine Sorgen. Agenturen/nd
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