Die neuen Grenzgänger

Katharina Schwirkus über die sportliche Greifbarkeit der Mauer

  • Lesedauer: 2 Min.

In Gedenken an den Beginn des Mauerbaus 1961 fanden am Wochenende zahlreiche Mega-Events statt. Ob an der Bernauer Straße, am Checkpoint Charlie oder am Hauptbahnhof: An vielen Orten gab es besondere Veranstaltungen. Immer wieder rannten oder gingen Läuferinnen und Läufer an diesen Orten vorbei. Ihr Ziel: West-Berlin komplett zu umlaufen, in weniger als 30 Stunden.

An den genannten Orten sprach sich schnell herum, was es mit den Sportbegeisterten auf sich hatte, zumal der Lauf zum sechsten Mal stattfand. An abgelegeneren Stellen des Mauerweges ging es jedoch ruhig zu. Ausgerechnet auf der Karl-Marx-Straße in Potsdam waren am Samstag nur wenige Anwohner zu finden, die mit den Sportlern etwas anfangen konnten. Für die Läuferinnen und Läufer war die Straße mit den schönen Villen indes der Punkt, an dem die Unendlichkeit der Mauer real spürbar wurde. Etwa 89 Kilometer hatten sie bis dahin hinter sich und vor sich den Gedanken, gerade einmal etwas mehr als die Hälfte geschafft zu haben. Die zwei Kilometer bis zum nächsten Versorgungspunkt können sich wie ein Halbmarathon anfühlen, erzählte mir ein Läufer. So wird die Mauer langsam immer länger.

Nach 90 Kilometern standen an der Gedenkstelle Griebnitzsee, neben Original-Mauerresten, glücklicherweise auch nette Menschen, die den Erschöpften mundgerechte Apfelstückchen und Cola reichten. Bananen gab es erstaunlicherweise nicht.

Insgesamt schafften es dennoch 281 von 341 Teilnehmenden, auch die restlichen 70 Kilometer zu bewältigen und der ehemaligen Mauer zu trotzen. Der Niederländer Jan-Albert Lantink stellte sogar eine neue Bestzeit auf: In 13 Stunden und 39 Minuten erreichte er das Ziel. Die Mauer in dieser kurzen Zeit zu überwinden, davon haben früher viele geträumt. Daher ist absehbar, dass die Begeisterung für den Mauerlauf weiter ansteigen wird.

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