Spitzenmanager wenden sich von Trump ab

Rassismus und eine nicht gelieferte Steuerreform lassen Wirtschaftsvertreter auf Abstand gehen

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

Immer mehr amerikanische Unternehmer und Spitzenmanager wollen diesen Präsidenten nicht mehr beraten. Sie verlassen die im Weißen Haus angesiedelten Gremien wie den Industriebeirat oder das Strategie- und Politikforum. Vier Topmanager und zwei Spitzenleute des Gewerkschaftsbundes AFL-CIO erklärten jetzt ihren Rückzug.

Grund sind die unbeherrschten Äußerungen von Donald Trump, die Anlass zu Zweifeln an seinem Demokratieverständnis geben. Wie seine Gleichsetzung von weißen Rassistengruppen mit den Protestierern von Charlottesville in Virginia. Dort war am Wochenende bei Protesten gegen einen Naziaufmarsch die 32-jährige Heather Heyer durch einen Angriff eines Rassisten getötet worden.

Die Chefs des Computerchip-Herstellers Intel, des Pharmagiganten Merck, der Sportbekleidungsfirma Under Armour, der Präsident des Industrieverbandes und die beiden Vorsitzenden der größten amerikanischen Gewerkschaft AFL-CIO verließen den Industriebeirat des Präsidenten. »Ich bin zurückgetreten, weil ich Fortschritte sehen will, während mancher in Washington mehr daran interessiert ist, jeden zu attackieren, der nicht seiner Meinung ist«, erklärte Intels CEO Brian Krzanich.

Noch vor ihm hatte Merck-Chef Ken Frazier den Beirat verlassen mit der Begründung: »Amerikas Führer müssen zu unseren fundamentalen Werte stehen, indem sie Hass, Fanatismus und ein Überlegenheitsdenken bestimmter Gruppen klar zurückweisen. Denn all das widerspricht dem amerikanischen Ideal, dass alle Menschen gleich sind.«

Per Twitter schlug der US-Präsident auf den afroamerikanischen Topmanager ein. »Jetzt, da Ken Frazier von Merck Pharma vom Industrierat des Präsidenten zurückgetreten ist, mag er mehr Zeit haben, um DIE BETRÜGERISCHEN MEDIKAMENTENPREISE ZU SENKEN«, schrieb er.

Von Unternehmerseite bekam Frazier dagegen Unterstützung. »Dank an @Merck Ken Frazier für sein großes Vorbild, für die moralischen Werte einzustehen, die dieses Land zu dem gemacht haben. Was es ist«, schrieb der CEO von Unilever, Paul Polman, auf Twitter.

Douglas McMillon, CEO von Walmart, bleibt zwar noch im Strategie- und Politikforum des Weißen Hauses. Aber auch er verurteilte den Präsidenten: »Als wir die Ereignisse und die Antwort von Präsident Trump am Wochenende sahen, da fühlten auch wir, dass er eine wichtige Gelegenheit verpasst hat, um unser Land zusammen zu bringen, indem er unmissverständlich die erschreckenden Aktionen der White Supremacists verurteilt«, schrieb McMillon in einem Rundbrief an die Walmart-Belegschaft. Die so genannten White Supremacists sehen die Weißen als die allen anderen überlegene Rasse an. Sie treten in den USA mit Neo-Nazis und Gruppen wie dem Ku-Kux-Klan auf, die Trumps Einlassungen begrüßt haben.

Schon früher sind Topmanager aus den Gremien im Umfeld von Trump ausgestiegen. So verließen Bog Iger von Disney und Elon Musk von Tesla das Strategie- und Politikforum, als Präsident Trump den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen verkündete.

Trump hat seit Beginn seiner Präsidentschaft wenig für die Wirtschaft getan. Die Börsen zogen nach seiner Wahl an, weil man erwartete, dass die Gesundheitsreform Obamas gekippt werde, eine Steuerreform komme, Regulierungen zurückgeschnitten und ein Infrastrukturprogramm von einer Billion Dollar aufgelegt werde. Doch Trumps Gesundheitsreformpläne würden zig Millionen Amerikaner ohne Versicherung lassen. Seine Steuerreform besteht bisher nur aus einem Blatt Papier. Seine Deregulierungen scheinen nichts zu bewirken. Sein Infrastrukturplan ist noch nicht vorgelegt worden.

Die durchaus rechtsorientierte »Dallas Morning News« titelte zu den Abgängen der Spitzenleute: »Mr. Trump, das sind keine Wichtigtuer«. Im Leitartikel hieß es: »Das sind Wirtschaftsmanager, die Führung und Ergebnisse wollen. Und beides bekommen sie nicht aus dem Weißen Haus.«

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