Erlöst uns von der Tegelpest
Nicolas Šustr über Irritationen rund um den Volksentscheid
Die »Amtliche Information zum Volksentscheid« über die Offenhaltung des Flughafen Tegels, die alle Berliner Wahlberechtigten dieser Tage erhalten, sorgt für Irritation. »Die besondere Gestaltung dieser kleinen Broschüre hat bei einigen Stimmberechtigten zu interessierten Nachfragen geführt«, lässt die Landeswahlleiterin wissen. Aufgefallen sei den Bürgern, »dass die Argumentation der Trägerin sowie die von Abgeordnetenhaus und Senat nicht zusammenhängend hintereinander stehen, sondern auf jeder Seite abwechselnd«. Dies sei kein Fehler, sondern entspreche, wie auf der Rückseite der Broschüre erläutert, den rechtlichen Vorgaben.
Geübte Leser von Verwaltungsprosa und Kenner mahnender Schreiben besorgter Bürger vermuten anhand der Andeutungen, dass seitenlange Traktate von glühenden Tegelverehrern das Postfach der Landeswahlleiterin überquellen ließen. Wie kann nur die bestechende Argumentation der Pro-Tegel-Fraktion hemmungslos zerstückelt und auf mehrere Seiten verstreut werden, fragt sich der Frontstadtbewohner. Es ist eine Pest, dass diese unverbindliche Abstimmung einzig als Ventil für die Wut über die BER-Katastrophe dient. Bringt den neuen Flughafen bitte endlich in Betrieb und erlöst uns vom untoten Tegel!
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.