Am sowjetischen Ehrenmal entlang

Die nd-Herbstwanderung am 17. September führt durch die Schönholzer Heide

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Major Jaruschnikow - ein Dienstgrad, ein Name. Zwar liegen die hohen Ränge näher zum Monument. Aber im Tod sind in diesem sowjetischen Ehrenhain doch alle gleich, die bei der Befreiung Berlins vom Faschismus ihr Leben ließen, ob Soldat oder Offizier.

Die nd-Herbstwanderung am 17. September führt östlich an der hohen Begrenzungsmauer des sowjetischen Ehrenmals in Schönholz vorbei. Gestartet wird diesmal von 9 bis 11 Uhr am Berliner S-Bahnhof Waidmannslust (Achtung: eine Stunde später als üblich). Ziel ist das Café »Rosenstein« im Bürgerpark Pankow. Zur Auswahl stehen zwei Strecken, 15,5 beziehungsweise 8,5 Kilometer lang. Wem auch die 8,5 Kilometer zu viel sind, der kann am S-Bahnhof Wilhelmsruh dazustoßen und hat von dort noch einen rund vier Kilometer langen Spaziergang vor sich.

Alle Strecken liegen nur wenige Meter vom Eingang des sowjetischen Ehrenmals entfernt. Wer das möchte, kann und sollte die Gelegenheit für eine Besichtigung der Anlage und eine Schweigeminute zum Gedenken an diese Opfer des Zweiten Weltkriegs nutzen. Es sind hier nicht nur gefallene Soldaten bestattet, sondern auch noch Tausende sowjetische Kriegsgefangene, die ihre Heimat nicht wiedersehen durften.

22 000 Sowjetsoldaten starben bei den verlustreichen Kämpfen um Berlin und sind zunächst in Parks und auf Plätzen beigesetzt, erst später umgebettet worden. Die sterblichen Überreste von 13 200 Soldaten fanden auf dem knapp drei Hektar großen Gelände in der Schönholzer Heide ihre letzte Ruhe. Etwas mehr als 3000 Tote sind identifiziert und mit ihrem Namen verewigt. Die Entwürfe für die in den Jahren 1947 bis 1949 gebaute Anlage stammten von den Architekten Konstantin Solowjow, M. Belawenzew und Boris Koroljow.

Anders als beim sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park ist dieses hier nicht in erster Linie ein Zeichen des Sieges. Im Vordergrund steht augenscheinlich die Trauer um die Toten, versinnbildlicht durch die Bronzefigur »Mutter Heimat«, geschaffen von Iwan Perschudtschew. Aber auch sonst unterscheidet sich das Schönholzer Ehrenmal von dem in Treptow. Es ist zwar ebenfalls sehr groß, wirkt aber etwas weniger monumental und berührt Besucher gerade dadurch sehr persönlich - zumal, wenn sie an den Gräbern auf niedergelegte Bilder der Toten stoßen und auf Briefe, die Angehörige ihnen zur Erinnerung geschrieben haben. Viele Kränze werden aufbewahrt. Gebracht wurden sie beispielsweise von der russischen Botschaft oder von der Linkspartei.

Im Eingangsbereich ist ein Zitat Josef Stalins zu lesen: »Die Stärke der Roten Armee besteht darin, dass sie keinen Rassenhass gegen andere Völker, auch nicht gegen das deutsche Volk hegt und hegen kann, dass sie im Geiste der Gleichberechtigung aller Völker und Rassen, im Geiste der Achtung anderer Völker erzogen ist.«

Die Bundesrepublik ist im Ergebnis der Zwei-plus-vier-Verhandlungen von 1990 zwischen den damals noch zwei deutschen Staaten und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs verpflichtet, das Ehrenmal dauerhaft zu pflegen. Das wird auch getan, wie wir sehen, als wir die Strecken der nd-Wanderung noch einmal ablaufen: Eine Gärtnerin reißt Unkraut aus den Blumenrabatten. Überwachungskameras sollen das Gelände gegen Vandalismus und Neonazi-Attacken absichern.

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