US Open werden zu geschlossenen Meisterschaften

Im Halbfinale des Grand-Slam-Turniers in New York stehen nur noch amerikanische Tennisspielerinnen

  • Ulrike Weinrich, New York
  • Lesedauer: 3 Min.

Als die amerikanischen Festspiele von New York ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatten, stieß Madison Keys erst mal einen Schrei purer Erleichterung aus. Mission completed! Die Weltranglisten-16. aus Florida zog durch ein 6:3, 6:3 gegen die Qualifikantin Kaia Kanepi aus Estland ins Halbfinale des Turniers im Stadtteil Flushing Meadows ein. In der Vorschlussrunde standen damit gleich vier US-Spielerinnen.

Das hatte es beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres zuletzt 1981 gegeben. Damals hießen die Lokalheldinnen Chris Evert-Lloyd, Tracy Austin, Martina Navrátilová und Barbara Potter. 36 Jahre später sind es Keys, Coco Vandeweghe, Venus Williams und Sloane Stephens. «Der Sieg bedeutet die Welt für mich. Dass wir es alle geschafft haben, ist richtig cool. Ich bin stolz auf uns», sagte Keys nach ihrem verwandelten Matchball vor 23 771 Zuschauern im ausverkauften Arthur Ashe Stadium.

Die 22-Jährige hatte zum zweiten Mal das Semifinale bei einem der vier Major-Turniere erreicht. Bereits am Donnerstagabend (nach Redaktionsschluss) traf sie dabei auf Vandeweghe. Die New Yorkerin hatte sich im ersten Match des Tages mit 7:6, 6:3 gegen die topgesetzte Karolina Pliskova durchgesetzt. Damit verliert die Tschechin am kommenden Montag nach acht Wochen ihre Spitzenposition in der Weltrangliste an Wimbledonsiegerin Garbine Muguruza, obwohl die Spanierin in Flushing Meadows schon im Achtelfinale gescheitert war. Sie hatte jedoch weniger Punkte aus dem Vorjahr zu verteidigen. «Ein Traum geht in Erfüllung. Jetzt will ich versuchen, so lange wie möglich oben zu bleiben», sagte Muguruza in einer Videobotschaft.

Im ersten Semifinale trafen ebenfalls Donnerstagnacht die zweimalige Turniersiegerin Venus Williams und die ungesetzte Sloane Stephens aufeinander. Die 37-jährige Williams sowie ihre Schwester Serena (35), die am vergangenen Freitag eine Tochter zur Welt gebracht hatte, haben aus Sicht von Chris Evert großen Anteil am Aufschwung der jungen Spielerinnen. «Sie sind und waren große Vorbilder. Ihr Einfluss ist nicht hoch genug zu bewerten», sagte Evert, die 1981 im Halbfinale an Navratilova gescheitert war, bevor diese im Endspiel Tracy Austin unterlag. Interessant bleibt, dass die Rückkehr zur US-Dominanz erst mit der Babypause von Serena Williams einsetzte.

Madison Keys war ihrer Favoritenrolle gegen Kanepi von Anfang an gerecht geworden. Auch konditionell war sie im Vorteil. Für die 32-jährige Estin, nach einer langen Verletzungspause nur noch die Nummer 418 der Weltrangliste, war es immerhin schon das achte Match in 13 Tagen.

Kanepi hatte 2010 schon einmal im Viertelfinale der US Open gestanden. Diesmal war sie erst die zweite Qualifikantin seit Barbara Gerken (USA) - ebenfalls 1981 -, die die Runde der letzten Acht erreicht hatte. Doch auch Keys war wegen einer Handgelenkblessur erst im März in die Saison eingestiegen. Jetzt fühlte sie auf der folgenden Pressekonferenz eine gewisse Genugtuung. «Ich habe in den vergangenen Jahren oft in diesem Stuhl gesessen und musste mir anhören, wie schlecht das amerikanische Tennis ist», erinnerte sich Keys.

Vandeweghe hatte sich nach ihrem Semifinaleinzug auf den Centre Court fallen lassen. «Ich habe hier als 16-Jährige den Juniorinnentitel geholt», schwelgte diese Amerikanerin in schöneren Erinnerungen. Damals habe ich mir gesagt, ich will irgendwann mal auf der richtig großen Bühne stehen. Es hat geklappt. Ich könnte mich nicht besser fühlen.« SID/nd

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