Der Alex erhält eine eigene Polizei-Wache
Er ist Touristenmagnet aber auch Kriminalitätsschwerpunkt - doch nicht nur am Alexanderplatz wird die Polizei ihre Präsenz deutlich verstärken
Der Alexanderplatz soll sicherer werden. Der zentrale Ort im Osten Berlins mit seinem rauen Charme und den angesagten Touristenattraktionen am Schnittpunkt aller möglichen Nahverkehrsströme ist ein heißes Pflaster. Denn er zieht neben Anwohnern, Pendlern und unzähligen Besuchern auch Kriminelle an. Erst am Dienstagabend wurde ein junger Mann bei einer Messerstecherei am Brunnen vor dem Warenhaus verletzt. Die Behörden zählen den Alex zu den Kriminalitätsschwerpunkten der Stadt, die Zahl der Delikte vor Ort hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Und das, obwohl die Polizei seit Jahren mit einer mobilen Wache und zusätzlichen Streifen Präsenz zeigt. Es besteht akuter Handlungsbedarf.
Am Donnerstag wurde nun mit dem unumgänglichen ersten Spatenstich die Errichtung einer ständigen Wache neben dem Berolinahaus, gegenüber der Weltzeituhr begonnen. Dabei erinnerte Innensenator Andreas Geisel (SPD) daran, dass man 2016 insgesamt 7820 Straftaten am Alexanderplatz erfasst habe - hauptsächlich Laden- und Taschendiebstähle, aber eben auch Rohheitsdelikte wie Raub und schwere Körperverletzung. Im ersten Halbjahr 2017 sei bereits ein Rückgang festzustellen. »Das ist kein Zufall, sondern Ergebnis einer verstärkten Präsenz der Polizei auf dem Alex«, sagte Geisel.
»Wir gehen heute einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem sichereren Berlin«, erklärte der Innensenator. Es gehe auch um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger. »Die Alex-Wache wird die zentrale Anlaufstelle für alle Berlinerinnen und Berliner und Touristen auf dem Alexanderplatz werden.«
Die künftige Wache, ein Flachbau aus Fertigsegmenten mit 70 Quadratmetern Bürofläche, wird an exponierter Stelle mit Blick auch in die Sichtachse zum Rathausforum gebaut. Für rund 990 000 Euro soll bis Dezember ein Dienstsitz entstehen, an dem ganzjährig rund um die Uhr drei Berliner Polizeibeamte präsent sein werden. Er wird zugleich »Anlauf- und Arbeitsstätte« für die für den Bahnbereich zuständige Bundespolizei und das Ordnungsamt Mitte sein. Ob letzteres auch personell gestärkt werde, darüber sei man im Gespräch mit dem Stadtbezirk, betonte Geisel. Zur nachhaltigen Verbesserung der Sicherheitslage am Alexanderplatz bedürfe es aber einer Gemeinschaftsaktion mit allen Anliegern, also etwa auch Sparkasse, Fernsehturm, Verkaufseinrichtungen, Hotel.
Wie der Innensenator klarstellte, werde die Alex-Wache das bisherige Angebot erweitern. Die Polizei, namentlich der Abschnitt 32, werde weiterhin im Rahmen des Einsatzkonzepts »Sichere Mitte« rund um den Alexanderplatz präsent sein und für die Sicherheit der Menschen sorgen.
Geisel kündigte zudem eine Erhöhung der Polizeidienstkräfte an: »Wir werden an den kriminalitätsbelasteten Orten in Berlin eine Doppelstrategie fahren aus mehr Polizei auf der Straße und klug und maßvoll eingesetzter Videoüberwachung.«
Wie Polizeipräsident Klaus Kandt ausführte, sollen sich künftig 20 Polizisten um die Lage rund um den Alexanderplatz kümmern. Zudem erhalte die Direktion 5 in Kreuzberg 50 neue Polizisten, die vor allem für das Kottbusser Tor, den Görlitzer Park und das RAW-Gelände an der Warschauer Straße in Friedrichshain zuständig seien. Präsentiert wurde auf dem Alexanderplatz eines von zwei Modellen neu beschaffter Videoüberwachungswagen. Sie würden zunächst auf dem Alex, auf dem Leopoldplatz und dem Hermannplatz, am Kottbusser Tor und an der Warschauer Brücke eingesetzt. Eine flächendeckende Videoüberwachung sei aber nicht geplant.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.