Von oben herab
Die hohe Warte ist der Standpunkt, von dem aus die Welt überschaubar erscheint. Dass luftige Perspektiven auf Wien nicht nur pittoreske Aussichten ergeben, sondern stets auch kulturhistorische und machtpolitische Hintergründe haben, macht Herausgeber Sebastian Hackenschmidt schon im Vorwort dieses schönen und höchst interessanten Bandes deutlich. Bevor der Blick über die Landschaft zum touristischen »Belvedere« wurde, sei er von militärischem Interesse gewesen. Und wenn heute neue Hochhäuser in Wiens Himmel schössen, müsse man fragen, »wo sie sinnvoller Weise zu platzieren wären und wie und von wem sie genutzt werden könnten«.
Das Konzept, neben den 36 Panoramabildern immer auch den jeweiligen Aussichtspunkt fotografisch festzuhalten, ist also nicht nur von architektonischem Interesse, es hat auch einen weltanschaulichen Gehalt. Die nebenstehende Aufnahme, eines von 72 großformatigen Bildern des Fotografen Stefan Oláh, entstand übrigens auf der Aussichtsplattform des 2014 eingeweihten Donau City Tower, der einem Konsortium vornehmlich aus Banken und Versicherungen gehört. Neben kurzen Erläuterungen zu den einzelnen Motiven enthält das zweisprachige Buch (Deutsch und Englisch) drei fachkundige Essays, eine poetische Notiz von Friederike Mayröcker und eine literarische Miniatur von Friedrich Liechtenstein. mha Foto: © Stefan Oláh
Stefan Oláh/ Sebastian Hackenschmidt: Sechsunddreißig Wiener Aussichten. Verlag Anton Pustet, 192 S., geb., 29 €.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!