Marathon schränkt Zehntausende Berliner beim Wahlgang ein
Behinderungen auf dem Weg zu 30 Stimmlokalen in Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf
Berlin. Etwa 42.000 Berliner müssen der Wahlleiterin zufolge bei ihrer Stimmabgabe für die Bundestagswahl am 24. September mit Behinderungen durch den Marathon rechnen. Seit Januar steht fest, dass die Wahl mit dem Sport-Großereignis zusammenfällt. Veranstalter und Wahlkommission hatten zuvor versucht, das zu verhindern. Eine Informationskampagne, die Verlegung von Wahllokalen und zahlreiche abgesicherte Straßenquerungen sollen nun die Verzögerungen gering halten. Vor allem hoffen Behörden und Marathon-Veranstalter aber, dass die Wähler zur richtigen Zeit zur Urne gehen.
»Wir appellieren an die Bürger, die Wahlbenachrichtigung genau zu lesen«, sagte die Berliner Wahlleiterin Petra Michaelis. Jeder der betroffenen Wahlberechtigten habe mit seiner Benachrichtigung auch ein Infoblatt bekommen. Darauf stehe, in welchen zwei- bis dreistündigen Zeitfenstern der Zugang zum Wahllokal nur eingeschränkt möglich ist und wann es definitiv zu Behinderungen kommt. Etwa 30 Lokale in den Bezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf lägen an der Strecke. Mehrere seien verlegt worden, damit sich Wähler und Läufer nicht zu sehr in die Quere kommen. Dies ist laut Michaelis aber nur das äußerste Mittel gewesen, weil die Gefahr besteht, dass Wähler trotz des Informationsblatts zu ihrem gewohnten Wahllokal gehen.
Beide Veranstaltungen sind traditionell auf Tausende Helfer angewiesen. Die mussten sich zumeist entscheiden, ob sie bei Wahl oder Marathon helfen. »Es ist aber immer schwierig, die nötigen 21.000 Wahlhelfer zu bekommen«, sagte Michaelis. Einige von ihnen liefen in diesem Jahr auch selbst beim Marathon mit. Dennoch hätten sich genügend Menschen für das Ehrenamt gemeldet.
Seine 6.000 Marathon-Helfer hat der Veranstalter SCC Events eigenen Angaben zufolge schon zusammen. »In diesem Jahr haben wir sogar einige mehr als letztes Mal«, sagte SCC-Sprecher Thomas Steffens. Er rechne mit gut 43.000 Läufern. 300 sogenannte Volunteers (englisch für Freiwillige) seien dazu abgestellt, die 32 Querungen zu sichern, an denen Wähler und andere Fußgänger die Laufstrecke kreuzen können. »Wir können aber nicht verhindern, dass Menschen auch anderswo rüberlaufen«, sagte Steffens.
Den Wählern raten er und Michaelis, genau zu planen, wann sie ins Wahllokal gehen. Am schwierigsten werde das gegen 10 Uhr, ab 13 Uhr sei der größte Teil der Strecke wieder frei. Allerdings kann es dann zu Schlangen vor den Wahllokalen kommen, sagt Michaelis: »Ich hoffe, dass sich das verteilt.« dpa/nd
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