Guterres warnt irakische Kurden vor Referendum

UN-Generalsekretär sieht Fortschritte im Kampf gegen den Islamischen Staat durch Abstimmung für Unabhängigkeit in Gefahr

  • Lesedauer: 2 Min.

New York. UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat eindringlich vor dem geplanten Unabhängigkeitsreferendum der autonomen Kurdenregion in Nordirak gewarnt. Die »einseitige Entscheidung, ein Referendum zu diesem Zeitpunkt abzuhalten, würde die Ziele schwächen, die Gruppe Islamischer Staat zu besiegen, die zurückeroberten Gebiete wieder aufzubauen und die sichere, freiwillige und würdige Rückkehr von mehr als drei Millionen Personen und von vertriebenen Personen zu erleichtern«, erklärte Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric am Sonntag in New York.

Guterres respektiere »die Souveränität, territoriale Integrität und Einheit des Irak« und sei der Ansicht, dass jede Frage zwischen der Zentralregierung und der Regionalregierung in einem konstruktiven Kompromiss behandelt werden müsse.

Das Parlament der autonomen Kurdenregion hatte am Freitag gegen den Willen der Zentralregierung ein Referendum über die Unabhängigkeit für den 25. September angesetzt. Die kurdische Regionalregierung streitet seit langer Zeit mit Bagdad über Ölexporte, Budgetzahlungen und die Kontrolle über ethnisch geteilte Gebiete. Gegen den Volksentscheid wenden sich auch Iraks Nachbarländer Türkei und Iran. Sie befürchten, dass sich ihre eigenen kurdischen Minderheiten ermutigt fühlen könnten, ebenfalls die Unabhängigkeit anzustreben.

Die USA, ein langjähriger Verbündeter der Kurden im Nordirak, sehen in dem Referendum zum jetzigen Zeitpunkt ein Hindernis für den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat, an dem Kurden maßgeblich beteiligt sind. Nach dem Votum in Erbil forderte das Weiße Haus umgehend einen Verzicht auf das Referendum.

Die USA und andere Staaten hatten dem Präsident der Kurdenregion, Massud Barsani, am Donnerstag einen Vorschlag zur Verschiebung des Volksentscheids unterbreitet. Er basiert auf einer Ausweitung der kurdischen Autonomie. Der Kurdenpräsident, der eine Verschiebung des Referendums am Wochenende erneut ablehnte, kündigte an, dass er sich »rasch« zu dem Vorschlag äußern werde.

Der UN-Sondergesandte für Irak, Jan Kubis, rief die kurdische Regionalregierung zu Verhandlungen mit Bagdad unter der des UN-Sicherheitsrates auf. Innerhalb von zwei bis drei Jahren sollen demnach »Prinzipien und Vereinbarungen« für die zukünftigen Beziehungen zwischen der Kurdenregion und Bagdad festgelegt werden. Dazu müsse Barsani das Referendum mindestens auf die Zeit nach dem Ende der Verhandlungen verschieben, so Kubis.

Die geplante Volksabstimmung ist rechtlich nicht bindend. Eine Mehrheit für die Unabhängigkeit würde nicht automatisch zur Abspaltung der nordirakischen Region führen, die seit 1991 über weitreichende Autonomie verfügt. Es würde aber die Verhandlungsposition von Kurdenpräsident Barsani gegenüber der Zentralregierung in Bagdad sowie seine Stellung gegenüber seinen Rivalen stärken. AFP/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -