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Ene, mene, muh
Wie eine Million Menschen ohne Job in der Statistik versteckt werden
Seit Mai macht eine Rekordzahl die Runde. 2,5 Millionen Arbeitslose seien es nur noch. Auch im Wahlkampf ist der »niedrigste Wert seit 1991« eine gern kolportierte Erfolgsbotschaft. Angela Merkel, Andrea Nahles, Detlef Scheele - alle geben damit an, gilt die Zahl doch wahlweise als Beweis erfolgreicher Kanzlerschaft, wirksamer sozialdemokratischer Arbeitsmarktpolitik oder gelungener Vermittlungsarbeit der Bundesagentur für Arbeit. Denn die Erfolgsgeschichte habe 2005 mit dem ersten Kabinett Merkel begonnen, zusammen mit der SPD. Seither habe sich die Zahl der Arbeitslosen von über fünf Millionen auf 2,5 Millionen halbiert.
Sie müssten es besser wissen: Arbeitslos im landläufigen Sinne sind derzeit in Wahrheit eine Million Menschen mehr, also rund 3,5 Millionen. Sie werden nur nicht so genannt, sondern tauchen in der separaten Rubrik »Unterbeschäftigung« auf. Die ist in den Mitteilungen der Arbeitsagentur immer unter der offiziellen Arbeitslosenzahl angeordnet. Dazu werden alle Arbeitssuchenden gezählt, die wie Margitta Lange aus Löbau an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen (August: 680 000), also Bewerbungstrainings, Lehrgänge, aber auch Sprachkurse oder Ein-Euro-Jobs wahrnehmen. Aus der offiziellen Arbeitslosenzahl herausgerechnet werden auch Menschen ohne Job, die zum Stichtag krank sind (August: 70 000) sowie alle Über-58-Jährigen, die Hartz IV beziehen - aktuell fast 164 000. Die echte Arbeitslosenzahl, sie wird nicht verschwiegen, sondern gut getarnt.
Aber auch die 3,5 Millionen Arbeitslosen zeichnen noch nicht das gesamte Bild. Denn darin fehlen all jene Menschen, die sich gar nicht arbeitslos melden, weil sie zum Beispiel keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben oder sich von Praktikum zu Praktikum hangeln. Andere haben die Hoffnung auf eine bezahlte Stelle aufgegeben und gehen vorzeitig in Rente. Wie viele Menschen zu dieser Gruppe gehören, ist schwer zu berechnen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung nennt sie »stille Reserve im engeren Sinne« und schätzt die Zahl aktuell auf etwa 130 000 Menschen.
Trotz aller Politik, die mit der Arbeitslosenstatistik gemacht wird, stimmt es, dass im Wahljahr 2017 deutlich weniger Menschen arbeitslos sind als vor zehn Jahren. Eine Erfolgsgeschichte wird dennoch nicht daraus. Denn parallel dazu ist auch der Niedriglohnsektor explodiert. Für nicht wenige ehemals Arbeitslose hat sich das Leben mit Job kaum verbessert.
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