- Politik
- Rechtsruck im Osten
Schorlemmer: Viele Ostdeutsche undankbar
Theologe fühlt sich durch das AfD-Votum vieler Menschen beleidigt / Rechtspartei kommt im Osten auf mehr als 20 Prozent
Halle. Der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer kritisiert angesichts des guten Abschneidens der AfD in den neuen Bundesländern die Wahlentscheidung seiner Landsleute im Osten. »Dass die AfD so ein krudes Personal an der Spitze hat und trotzdem gewählt wird, das beleidigt auch mich«, erklärte der Bürgerrechtler in der »Mitteldeutschen Zeitung«. Bei der Bundestagswahl am Sonntag erhielt die AfD bundesweit laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 12,6 Prozent der Zweitstimmen. Sie ist damit drittstärkste Kraft. In Ostdeutschland landete sie mit mehr als 20 Prozent auf Platz zwei noch vor der SPD.
Schorlemmer sagte, die Ostdeutschen hätten sich nicht genug mit der Geschichte auseinandergesetzt. Zudem hätten die anderen Parteien »zu wenig auf den Osten geguckt«. Aber die Ostdeutschen seien auch mit Illusionen gefüttert worden, so Schorlemmer weiter »Es wurde behauptet, es werde schnell gehen mit der Einheit; doch es konnte nicht schnell gehen«, sagte der Wittenberger Theologe: »Und dann gibt es eine Undankbarkeit vieler Ostdeutscher. Sie sollten sich mal vergleichen mit den 140-Mark-Rentnern in der DDR. Und dann sollten sie noch mal melden. In welches Land wollen denn diese Leute gehen?«
»Die AfD-Wähler haben teils reale, teils eingebildete Ängste«, sagte Schorlemmer: »Und die Spaltung in Arm und Reich wird in ganz Deutschland immer größer.« Doch habe die AfD keine Lösungen. »Und die Stillosigkeit dieser Leute darf nicht zur Stillosigkeit des Bundestages werden«, warnte er. Auf keinen Fall dürften Hass und Fremdenfeindlichkeit Einzug halten. epd/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.