- Politik
- Bundestagswahl 2017
SPD und LINKE freuen sich über Parteieintritte
Sozialdemokraten zählen 1400 neue Mitglieder seit dem Wahlsonntag / Mehr als 1000 Menschen seit Freitag bei Linkspartei
Berlin. Trotz des historisch schlechten Abschneidens der SPD bei der Bundestagswahl am Sonntag steigt offenbar das Interesse, sich für die Sozialdemokraten direkt zu engagieren. »Rund 1200 Menschen haben seit Sonntagabend einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt«, berichtete die Parteizeitung »Vorwärts« am Montag. Der stellvertretende Parteivorsitzende Ralf Stegner hieß am Dienstagmorgen sogar schon 1400 neue Sozialdemokraten via Kurznachrichtendienst willkommen.
Ganz neu ist das Phänomen nicht. Eine Eintrittswelle verzeichnete die SPD in diesem Jahr schon einmal: nach der Nominierung von Martin Schulz zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017. Innerhalb von einer Woche traten damals 500 Menschen in die SPD ein. In den vier Wochen nach der Kandidatenkür kamen insgesamt sogar 10.000 Neumitglieder zusammen.
Auch die Linkspartei verzeichnet einen Run auf das Parteibuch. LINKE-Sprecher Hendrik Thalheim bezifferte allein die bei der Bundesgeschäftsstelle via E-Mail eingegangenen Anträge seit Freitag auf über 900. Man könne davon ausgehen, »dass es insgesamt weit über 1000 neue Mitglieder in diesen vier Tagen sein werden«, so Thalheim gegenüber »nd«.
Allein im rot-rot-grün regierten Berlin sind laut Landesgeschäftsführer Sebastian Koch seit dem Wahlabend 136 Antragsformulare eingegangen. Und das seien nur die Eintritte über die Website der LINKEN. Koch geht davon aus, dass noch einige weitere neue Mitglieder per Eintrittserklärung auf Papier hinzukommen könnten.
Als Grund für die vermehrten Parteieintritte nennt der »Vorwärts« die Einschätzung von Beobachtern, die Menschen würden so auf das Erstarken der Rechten reagieren – nicht nur mit der AfD in Deutschland, sondern auch im Zuge des Brexit-Votums 2016 in Großbritannien oder des Wahlsiegs und Amtsantritts von Donald Trump.
Von einem solchen »Trump-Effekt« profitierte auch bereits die Linkspartei. Nach der Wahl Trump zum neuen US-Präsidenten Ende November 2016 hatte sich die Zahl an Eintritten nach Angaben der Partei vervielfacht. Während die LINKE in einer durchschnittlichen Woche zehn Anträge auf Mitgliedschaft erhalte, seien es in den sieben Tagen nach der US-Wahl 314 allein per Online-Formular gewesen. kah
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.