- Politik
- Referendum
Es ist alles vorbereitet
Haltung der katalanischen Polizei für Durchführung des Plebiszits entscheidend
»Es ist alles vorbereitet, es kann losgehen«, sagt Joan Rabasseda. Er ist Bürgermeister von Arenys de Munt, eines 40 Autominuten von Barcelona entfernten Ortes. Arenys de Munt hatte es einst vorgemacht. Das Dorf gilt als Wegbereiter, seit es am 13. September 2009 über eine - damals nur symbolische - Trennung von Spanien abgestimmt hatte. Etwas mehr als 40 Prozent der Bevölkerung nahm teil, erstaunliche 96 Prozent votierten für die Unabhängigkeit.
Am 1. Oktober geht es de facto und nicht symbolisch um die Unabhängigkeit: Die katalanische Führung hält bislang an ihren Plänen fest, an diesem Datum über die Abspaltung von Spanien abstimmen zu lassen, trotz aller Hindernisse, die von Regierung und Justiz aus Madrid in den Weg gelegt werden. Das spanische Verfassungsgericht hat das Plebiszit bereits vor geraumer Zeit für illegal erklärt, die spanische Guardia Civil beschlagnahmte im Auftrag der Justiz Millionen Stimmzettel und verhängte hohe Bußgelder gegen die Organisatoren. »Wir drucken in unseren Häusern einfach neue«, schmunzelt Rabasseda, schließlich lebe man ja im 21. Jahrhundert. Trotz aller Drohgebärden aus Madrid hat er entschieden, das von der »Generalitat« (Regionalregierung) ausgerufene Referendum abzuhalten.
Angesichts der angespannten Lage in seiner Heimatregion fordert Kataloniens Außenminister Raül Romeva die EU-Kommission zur Einmischung auf. »Die Demokratie in Spanien zerfällt Tag um Tag. Als Hüterin der (EU-)Verträge kann die Europäische Kommission nicht länger argumentieren, dass das eine inländische Angelegenheit ist«, erklärte Romeva am Donnerstag vor Journalisten in Brüssel. »Sie müssen den Vertrag der Europäischen Union verteidigen und für das Allgemeinwohl der katalanischen Bürger, die ja auch EU-Bürger sind, einstehen.«
Die aus etwa 16 000 Beamten bestehende katalanische Polizei Mossos d'Esquadra erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Umsetzung des Dekrets berge die Gefahr »ungewünschter Folgen«. Diese beträfen die »Sicherheit der Bürger« und das »mehr als vorhersehbare Risiko«, dass die öffentliche Ordnung gestört werde.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Regionalpolizei zuvor angewiesen, die für die Wahlbüros zuständigen Verantwortlichen zu identifizieren und die voraussichtlichen Wahlstellen schon vor dem Wahltag am Sonntag abzusperren. Von der Haltung der katalanischen Polizei, die ein hohes Maß an Autonomie genießt, sich aber an die spanischen Gesetze halten muss, hängt der Verlauf des Referendums ab. nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.