Gleichberechtigung für Kickerinnen
Norwegens Fußballverband bezahlt künftig die Nationalmannschaften der Frauen und Männer gleich
Kaum zu glauben, aber schon im Jahr 1863 spielten Mädchen Fußball. Vor allem an englischen Schulen. Damals noch mit Hüten und kurzen Röcken über den Knickerbockern. Der 1. Weltkrieg führte sogar - wohl wegen des Mangels an Männern - zu einem ersten Aufschwung im Frauenfußball. Doch schon 1921 verbot die Football Association den Frauen in England die Benutzung der Stadien. Fußball sei für Frauen »nicht geeignet und sollte deshalb nicht gefördert werden«, hieß es.
In Deutschland spielten vor allem in den 1920er Jahren Frauen Fußball. Doch ausgerechnet nach dem deutschen Weltmeistertitel der Männer von 1954 verbot der DFB 1955 den Frauenfußball. »Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand«, fürchteten die obersten Hüter über westdeutsche Bälle und Beine.
Trotzdem spielten die Frauen weiter, auch in vielen anderen Ländern. In den 1960er und 70er Jahren dann war Fußball in Europa auch offiziell wieder überall zugelassen. Auch in Norwegen kickten die Frauen den Ball. Die norwegischen Balltreterinnen - nach Deutschland die erfolgreichsten in Europa - waren in Sachen Verdienst, wie auch alle anderen Fußballspielerinnen, gegenüber den Männern benachteiligt.
Nun aber nimmt Norwegens Fußballverband (NFF) die Vorreiterrolle in Sachen Gleichberechtigung ein. Die Entschädigungszahlungen für seine Nationalteams werden neu geregelt und ab 2018 die Frauen den Männern gleichgestellt. Präsident Terje Svendsen hofft, »dass die Frauen so sportlich mit den anderen Nationen besser Schritt halten können«.
Das Frauennationalteam erhält künftig sechs Millionen Norwegische Kronen (knapp 640 000 Euro) pro Jahr statt bisher 3,1 Millionen Kronen. »Bessere Bedingungen machen es einfacher für uns, den Fokus auf mehr Training und Fußball im Alltag zu legen«, sagte Ingrid Moe Wold von Lilleström SK.
Finanziert wird die Gehaltserhöhung unter anderem durch einen Beitrag des Nationalteams der Männer, das auf 550 000 Kronen (etwa 59 000 Euro) verzichtet. In den monatlichen Gehältern der Spieler sollte sich dieser großzügige Schritt allerdings nicht allzu sehr bemerkbar machen: Das Geld stammt aus dem Budget, mit dem die Spieler für Werbeaktivitäten während der Länderspiele bezahlt werden. »Wir spielen im Nationalteam nicht wegen des Geldes«, sagte Nationalspieler Stefan Johannsen.
Caroline Graham Hansen vom VfL Wolfsburg lobte ihre Kollegen: »Für Euch ist es vielleicht eine kleine Sache, die sich nicht in eurem monatlichen Gehalt widerspiegelt, aber für den Frauenfußball ein großer Schritt. Danke, dass Ihr diesen Schritt für weibliche Athleten gemacht habt.«
Diese Regelung sei international einzigartig, sagt Joachim Walltin, Chef der norwegischen Fußballspielgewerkschaft. Vor allem »das Gefühl, wirklich respektiert zu werden«, sei wichtig für die Frauen. »Norwegen ist ein Land, in dem die Gleichberechtigung sehr wichtig ist. Für die Frauen wird es sicherlich einen gewissen Unterschied ausmachen. Manche von ihnen arbeiten oder studieren«, sagte er. Der Verband sehe seine Entscheidung als eine Investition, um das Niveau des Frauenteams weiter zu steigern.
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