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Türkei verkündet Beginn von Militäreinsatz in Syrien
Aufklärungsmission über die Grenze ins nordsyrische Idlib entsandt
Istanbul. Die türkische Armee hat den Beginn eines neuen Militäreinsatzes in der nordsyrischen Provinz Idlib verkündet. Wie die Armee am Montag mitteilte, diene der »Aufklärungseinsatz« jenseits der Grenze der Einrichtung von Beobachtungsposten in Idlib. Die Armee hatte am Wochenende in Vorbereitung eines neuen Einsatzes in Idlib Truppen an der Grenze zusammengezogen.
Nach Angaben der Regierung dient der Einsatz der Durchsetzung einer geplanten »Deeskalationszone« in Idlib. In dieser von der Türkei, Russland und dem Iran vereinbarten Zone soll eine Waffenruhe zwischen Rebellen und Regierungstruppen gelten. Davon ausgenommen ist aber das Dschihadistenbündnis Hajat Tahrir al-Scham, das große Teile von Idlib kontrolliert.
Um die Waffenruhe in der Deeskalationszone durchzusetzen, wird die Türkei daher zunächst Hajat Tahrir al-Scham aus Idlib vertreiben müssen. Es wird mit heftigen Kämpfen gerechnet. Am Sonntag gab es bereits erste Schusswechsel an der Grenze. Unterstützt wird die Türkei bei der Offensive von Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA).
Insgesamt haben die Türkei, der Iran und Russland die Schaffung von vier Deeskalationszonen in Syrien vereinbart. Damit soll der Konflikt, dem seit seinem Beginn 2011 bereits mehr als 330.000 Menschen zum Opfer gefallen sind, beruhigt werden. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt die Rebellen, doch nahm sie zuletzt Abstand vom Ziel des Sturzes von Machthaber Baschar al-Assad.
Idlib ist die letzte Hochburg der Rebellen in Nordsyrien, doch hat im August Hajat Tahrir al-Scham große Teile der Provinz unter ihre Kontrolle gebracht. Das Bündnis wird von dem früheren Al-Kaida-Ableger Fateh al-Scham dominiert. Die USA, die die Gruppe als Terrororganisation betrachten, hatten der Türkei im August vorgeworfen, sie habe Al-Kaida zu lange in Idlib gewähren lassen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte den neuen Militäreinsatz in Idlib am Samstag angekündigt. Demnach soll der Einsatz in Idlib für Sicherheit sorgen und einen »Terrorkorridor« an der türkischen Grenze verhindern. Er drohte zudem, dass die Armee nach Idlib die nördlich angrenzende kurdische Region Afrin ins Visier nehmen könnte.
Vergangenes Jahr hatte die Türkei bereits einen Militäreinsatz in Nordsyrien gestartet, um die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat und die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) von der Grenze zurückzudrängen. Agenturen/nd
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