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Kreisgrenzen keine Haltelinien

Andreas Fritsche hält die Kreisgebietsreform für nötig, aber nicht zwingend

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist ein probates Mittel, wenn Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) direkt oder indirekt mit Rücktritt und Neuwahlen droht, um seine Genossen auf Linie zu bringen. Denn so ist es für jeden SPD-Landtagsabgeordneten ein Risiko, im November gegen die umstrittene Kreisgebietsreform zu stimmen oder sich auch nur der Stimme zu enthalten. Denn im Moment wäre die SPD ohne den in der Bevölkerung beliebten Ministerpräsidenten aufgeschmissen, und selbst mit ihm an der Spitze würde sie nach einem solchen Eklat bei Wahlen an Zustimmung einbüßen. Erst recht nach den herben Verlusten bei der Bundestagswahl müssen Landtagsabgeordnete damit rechnen, ihren Wahlkreis und ihren Sitz im Parlament zu verlieren.

Ein politischer Fehler könnte die Drohgebärde des Ministerpräsidenten maximal sein, wenn sie ruchbar wird, wie es jetzt geschehen ist. Denn schön sieht das nicht aus, sondern eher danach, als könne der Regierungschef mit seinen sachlichen Argumenten nicht einmal die eigenen Leute überzeugen. Mit dieser Einschätzung liegt CDU-Fraktionschef Ingo Senftleben durchaus richtig.

Es lässt sich der Durchstecherei aber sogar ein positiver Effekt abgewinnen. Die Genossen, die diszipliniert werden mussten, können sich nun in ihrer Heimat gegenüber Gegnern der Reform darauf hinausreden, ihnen bleibe nichts anderes übrig als Zustimmung, da sie Rot-Rot nicht sprengen, der CDU nicht den Weg freimachen wollen. Das ist keineswegs eine dumme Ausrede. Das stimmt wirklich. Denn warum soll ausgerechnet eine bürokratische Verwaltungsstrukturreform, so nötig sie auch immer erscheinen mag, das originär linke Projekt sein, das unbedingt durchgesetzt werden muss. Rote Haltelinien sollten für soziale Fragen und für die Friedenspolitik gezogen werden, aber nicht für Landkreisgrenzen.

Fest steht: Es gibt eine Zitterpartie. Linksfraktionschef Ralf Christoffers kann für seine Leute auch nicht die Hand ins Feuer legen. Mindestens einen Abweichler wird er bestimmt haben. Das weiß er, wenngleich er mitunter öffentlich einen anderen Eindruck zu erwecken versuchte.

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