Türkei erhält weniger Militärgerät aus Deutschland

Zwischen dem 1. August und 8. Oktober wurden Rüstungslieferungen im Wert von knapp vier Millionen Euro erteilt / LINKE-Politikerin Dagdelen fordert Rüstungsstopp »ohne wenn und aber«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Bundesregierung hat auch in jüngster Vergangenheit Rüstungslieferungen an die Türkei genehmigt - allerdings in geringerem Umfang. In den zehn Wochen zwischen dem 1. August und dem 8. Oktober wurden zehn Genehmigungen im Wert von zusammen knapp vier Millionen Euro erteilt. Das geht aus einer Antwort von Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig auf eine Anfrage der Linksfraktionim Bundestag hervor.

Zum Vergleich: 2016 wurden 213 Rüstungsexporte im Wert von 83,9 Millionen Euro an den NATO-Partner genehmigt. Durchschnittlich macht das 18 Genehmigungen im Wert von sieben Millionen Euro pro Monat - also fast doppelt so viel wie für die gut zwei Monate von August bis Oktober dieses Jahres zusammen.

Die Bundesregierung hatte im Juli wegen der Inhaftierung zahlreicher Deutscher in der Türkei aus politischen Gründen ihren Kurs gegenüber dem Verbündeten neu ausgerichtet. Vor allem wurden Reisehinweise verschärft. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) kündigte aber auch eine andere Gangart bei den Rüstungsexporten an. »Die großen Anträge, die die Türkei derzeit an uns stellt - und das sind wirklich nicht wenige - haben wir alle «on hold» gestellt«, erklärte der SPD-Politiker Mitte September.

Rüstungsgeschäfte können schnell in den mehrstelligen Millionenbereich gehen. Solche Großaufträge aus der Türkei sind seit August nicht mehr bei den Genehmigungen. Der größte Posten sind fünf Lieferungen von Luftfahrttechnik für 2,8 Millionen Euro. An Nummer zwei steht eine Ausfuhr »ausschließlich zum Zwecke der Verschrottung in der Türkei« für 969.000 Euro. Der Rest sind kleinere Aufträge.

Der Umfang der tatsächlichen Ausfuhren seit 1. August beläuft sich auf 10,8 Millionen Euro. Die Genehmigungen dafür können aber Jahre zurückliegen.

Im vergangenen Jahr war das Land am Bosporus noch Nummer 20 in der Rangliste der größten Empfänger deutscher Rüstungsgüter. In diesem Jahr dürfte es weit dahinter zurückfallen. Die Außenpolitikerin der LINKEN, Sevim Dagdelen, nannte es trotzdem einen »ungeheuerlichen Skandal«, dass überhaupt noch Rüstungsgüter geliefert werden. »Es muss jetzt endlich einen Rüstungsstopp ohne wenn und aber für die Türkei geben«, forderte sie. Zur Begründung verwies Dagdelen darauf, »dass unbescholtene Bürger weiterhin in türkischen Gefängnissen schmoren«. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -