Ex-Landtagsabgeordneter nochmals vor Gericht
Betrugsprozess gegen Linkspolitiker Peer Jürgens wird neu aufgerollt
Potsdam. Der Betrugsprozess gegen den ehemaligen Landtagsabgeordneten Peer Jürgens (LINKE) wird am 25. Oktober vor dem Landgericht Potsdam neu aufgerollt. Der 37-jährige Politiker war im Februar wegen Betrugs mit Fahrtkosten- und Mietzuschüssen in Höhe von knapp 87 000 Euro vom Amtsgericht zu 14 Monaten Bewährungsstrafe verurteilt worden. Da die Staatsanwaltschaft dagegen Berufung und Jürgens ein unbeschränktes Rechtsmittel eingelegt hat, muss der Prozess inklusive der Beweisaufnahme neu aufgerollt werden. Bislang sind 13 Verhandlungstage bis Anfang Januar 2018 angesetzt. Der Prozess, der ursprünglich am vergangenen Mittwoch beginnen sollte, war um eine Woche verschoben worden, da Jürgens’ Verteidigerin Malen Block verhindert war.
Die Staatsanwaltschaft hatte vor dem Amtsgericht für Jürgens ein Jahr und zehn Monate auf Bewährung gefordert und will mit der Berufung ein höheres Strafmaß erreichen. Dagegen setzen Jürgens und seine Verteidigung auf weitgehenden Freispruch.
In dem Betrugsprozess geht es darum, dass Jürgens als Abgeordneter von 2004 bis 2015 dem Landtag falsche Wohnorte angegeben haben soll, um erhöhte Zuschüsse zu kassieren. Nach dem Urteil des Amtsgerichts hatte der 36-Jährige nicht wie angegeben in Erkner und Beeskow (Oder-Spree) gelebt, sondern tatsächlich in Berlin und Potsdam. Daher hätte er auch 2014 nicht als Kandidat für den Kreistag Oder-Spree antreten dürfen, urteilte das Gericht. Damit habe sich Jürgens auch der Wahlfälschung schuldig gemacht. Die Vorsitzende Richterin Constanze Rammoser-Bode hatte Jürgens in ihrer Urteilsbegründung eine »hohe kriminelle Energie« bescheinigt.
Der 37-Jährige hatte in dem Prozess nur einen Betrug eingeräumt, der nicht zu widerlegen war. Der Politiker hatte im Frühjahr 2011 in einem Schreiben an den Landtag Angaben über eine angebliche Zweitwohnung in Potsdam bekräftigt, obwohl er dort nachweislich bereits 2009 ausgezogen und in seine Eigentumswohnung umgezogen war. Dafür hat Jürgens bereits 7400 Euro an den Landtag zurückgezahlt. Der LINKE-Politiker ist seit 2014 nicht mehr Landtagsabgeordneter, er arbeitet bei der Landtagsfraktion aber weiter als Bildungsreferent. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.