Wohin fließt das Geld?
Im Eisschnelllauf streiten Sportlerinnen und Sportler mit dem Verband vor den deutschen Meisterschaften um nicht ausgezahlte Erfolgsprämien
Claudia Pechstein spricht von einem Verstoß gegen das Fair Play, Nico Ihle wundert sich über die Art der Kommunikation. Zwei Tage vor dem Start der Eisschnelllauf-Saison mit den deutschen Meisterschaften in Inzell gibt es Ärger über vom Verband nicht ausgezahlte WM-Prämien eines japanischen Ausrüsters.
»Jeder Mensch weiß: Leistung muss sich lohnen. Im Sport gilt das auch. Wenn die DESG meint, diesen Grundsatz aufheben zu müssen, dann sollte sie das kommunizieren, bevor der Rotstift angesetzt wird«, beschwerte sich beispielsweise die Berlinerin Claudia Pechstein. »Alles andere ist ein grober Verstoß gegen das Fair Play und dürfte auch nicht rechtmäßig sein«, fügte die fünfmalige Olympiasiegerin, die in Pyeongchang 2018 ihre siebten Winterspiele erleben möchte, hinzu.
Betroffen von dem einbehaltenen und anderweitig verwendeten Geld sind neben der 45-jährigen Pechstein die weiteren deutschen Medaillengewinner der WM 2017, Nico Ihle und Patrick Beckert. »Ich wusste zwar ursprünglich gar nicht, dass es solche Prämien gibt, weil ich ja zuvor noch nie eine WM-Medaille gewonnen habe. Man will aber gerecht entlohnt werden«, sagte Sprint-Vizeweltmeister Nico Ihle. »Ich bin der Meinung, so etwas hätte man vorher mit uns besprechen müssen. Dann hätte man damit leben können. Das aber im Nachhinein festzulegen, finde ich schwach.«
Etwas gelassener sieht das Langstreckenhoffnung Patrick Beckert. »Ich werde am Wochenende in Inzell die Gelegenheit nutzen, mir in Vier-Augen-Gesprächen mit dem Sportdirektor und der Präsidentin einen Überblick zu verschaffen, wie das abgelaufen ist. Ich hatte in der Olympiasaison bisher keine Zeit, mich mit solchen Nebenschauplätzen zu beschäftigen«, sagte der Erfurter.
Stefanie Teeuwen, die Präsidentin der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG, verteidigte die Entscheidung. »Manchmal wünsche ich mir, dass verdienstvolle Athleten auch mal was zurückgeben«, sagte sie. In einem Schreiben des DESG-Präsidiums, das der »dpa« vorliegt, wird den drei WM-Medaillengewinnern mitgeteilt, dass »diese Gelder für die Zukunftssicherung« eingesetzt werden sollen. »Im Rahmen der Absicherung von zahlreichen Zahlungsverpflichtungen aus der Neuausrichtung des Verbandes«, habe man sich so entschieden.
»Details aus Sponsorenverträgen gehören nicht in die Öffentlichkeit. Athleten, die damit nicht einverstanden sind, sollten auf den Verband zukommen«, forderte Teeuwen. Vom Präsidium wird in dem Brief eingeräumt, dass es in den vergangenen Jahren »die freiwillige Leistung der DESG« gab, die Prämiengelder der Firma Mizuno an die Sportler zu verteilen. »Vielleicht wurden in der Vergangenheit Dinge gemacht, die jetzt nicht mehr aktuell sind«, sagte Teeuwen, die sich seit dem Beginn ihrer Amtszeit 2016 intensiv mit finanziellen Fragen beschäftigen musste. »Sie glauben ja gar nicht, was da sonst noch ans Licht gekommen ist«, sagte sie, ohne auf Details einzugehen. dpa/nd
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