Fahrzeuge als Terrorwaffen
Noch immer weiß man nicht genau, warum ein 64-Jähriger im vergangenen Monat aus dem 32. Stock eines Hotels in Las Vegas das Feuer auf die über 20 000 Gäste eines Musikfestivals eröffnet hat. Denn der Waffennarr erschoss auch sich selbst. 58 Menschen waren am Ende tot, über 500 weitere wurden verletzt - der schlimmste Massenmord in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten. Einige Attentate konnten dort in den vergangenen Jahren gerade noch verhindert werden. Doch immer wieder wurden die Sicherheitskräfte wie in Nevada auch überrascht oder kamen zu spät.
Manhattan etwa war schon im September 2016 Schauplatz eines Terroranschlags, als bei einer Bombenexplosion 31 Menschen verletzt wurden. Gegen den mutmaßlichen Attentäter Ahmad Khan Rahami hat ein US-Bundesanwalt Anklage wegen des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen und des Anschlags auf öffentliche Orte erhoben. In Unterlagen des US-Amerikaners afghanischer Herkunft fand die Polizei Sätze wie diesen: »Schüsse für eure Polizei. Tod eurer Unterdrückung.« Der Vater hatte das FBI lange vorher darauf hingewiesen, dass sein Sohn ein Terrorist sein könnte.
Zwei Monate später fuhr ein 18-jähriger legal in den USA lebender Student aus Somalia auf einem Universitätscampus in Columbus (Ohio) mit dem Auto in eine Menschengruppe und stach anschließend wahllos mit dem Messer um sich. Er wurde von der Polizei erschossen. Nach FBI-Erkenntnisses fühlte sich der Attentäter von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und einem Al-Qaida-Hassprediger inspiriert. Wie dort und jetzt in New York haben Terroristen auch in Westeuropa zuletzt immer wieder Fahrzeuge als Waffen gegen Zivilisten genutzt. Autos, Last- und Lieferwagen sind meist unverdächtig und leicht zu beschaffen. Der Islamische Staat rief wiederholt dazu auf, »Ungläubige« zu überfahren. Wegen der meist hohen Opferzahl - in Nizza starben im Vorjahr 86 Menschen, in Berlin waren es elf - erregen diese Attacken große Aufmerksamkeit.
Verheerend war auch das Attentat eines 29-jährigen US-Bürgers mit afghanischen Eltern, der im Juni 2016 in Orlando (Florida) 49 Besucher eines vor allem bei Homosexuellen beliebten Nachtklubs tötete. Er hatte sich ebenfalls zum IS bekannt und wurde bei der Erstürmung des Klubs erschossen. Weltweit Schlagzeilen machten ein in den USA geborener Mann und seine aus Pakistan stammende Ehefrau, die im Dezember 2015 in einer sozialen Einrichtung von San Bernardino (Kalifornien) 14 Menschen töteten, bevor sie selbst im Kugelhagel der Polizei starben. Sie sollen gleichfalls von islamistischen Terrorgruppen inspiriert gewesen sein, ohne dass direkte Verbindungen existierten.
Beim traditionellen Marathon in der Ostküstenstadt Boston forderten im April 2013 zwei Sprengsätze im Zielbereich drei Todesopfer. Verantwortlich: zwei in den USA lebende Brüder tschetschenischer Abstammung, von denen einer auf der Flucht erschossen und der andere im Mai 2015 zum Tode verurteilt wurde. Mit Agenturen
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