Mit neuer Mannschaft zurück nach oben

Tennisprofi Julia Görges rannte lange alten Erfolgen hinterher. Mit dem Titel bei der WM scheint sie endgültig zurück

  • Ulrike Weinrich, Zhuhai
  • Lesedauer: 3 Min.

Auf Julia Görges wartete nach dem traumhaften Abschluss eines furiosen Saisonendspurts die passende Belohnung: Tennisikone Steffi Graf überreichte der deutschen Nummer eins als Turnierbotschafterin einen Strauß Blumen - und war sichtlich gerührt vom Triumph ihrer Landsfrau bei der WTA Elite Trophy in Zhuhai.

Auch Görges wusste nach ihrem größten Karriereerfolg gar nicht, wohin mit ihren Emotionen. »Ich kann es noch gar nicht recht fassen. Ich möchte vor allen Dingen meinem Team von Herzen danken. Wegen euch stehe ich hier und schaue auf ein Jahr mit zwei Turniersiegen zurück«, sagte die 29-Jährige nach dem beeindruckenden 7:5, 6:1 im Finale gegen die US-Amerikanerin Coco Vandeweghe. Neun Siege in Folge, zwei Turniererfolge in den vergangenen beiden Wochen, dazu als 14. der Weltrangliste so gut wie noch nie platziert: Görges hat sich nach ihrem bislang besten Jahr überglücklich in den vierwöchigen Urlaub verabschiedet.

Den Matchball hatte Görges zuvor standesgemäß für ihre Dominanz in den letzten Wochen mit einem krachenden Return verwandelt. Man konnte es zugleich als Ansage für 2018 verstehen. »Ich freue mich auf das nächste Jahr«, sagte Görges. Barbara Rittner, für die Frauen zuständige Chefin im Deutschen Tennis-Bund (DTB), war begeistert und sprach von einem »beeindruckend konstanten Jahr« der Bad Oldesloerin. »Da kommt noch mehr«, frohlockte auch Rittner.

Görges, zu Saisonbeginn noch die Nummer 54 in der Rangliste und inzwischen auch an der zweimaligen Grand-Slam-Gewinnerin Angelique Kerber (Kiel) vorbeigezogen, hatte erst zwei Wochen zuvor in Moskau ihren ersten Titelgewinn nach mehr als sechsjähriger Durststrecke gefeiert. Zuvor hatte sie sechs Endspiele in Folge verloren, nun gewann sie gleich zwei in Serie.

In diesem Jahr war Görges die konstanteste deutsche Spielerin. Wohl auch, weil sie Ende 2015 einen kompletten Neustart wagte. Damals stagnierte die eher introvertierte kraftvolle Spielerin und entschloss sich, nach sieben Jahren ihre Mannschaft zu wechseln und nach Regensburg zu ziehen. Es war ein »Reset«, wie sie es nennt. Noch auf dem Platz hatte die neue B-Weltmeisterin ihren Trainer Michael Geserer sowie Fitnesscoach und Physiotherapeut Florian Zitzelsberger lange an sich gedrückt. Das »Team Jule« im Jubel vereint. Ein Bild mit Symbolcharakter.

Mit Geserer sowie Zitzelsberger schaffte Görges den ersehnten Sprung zurück unter die besten 20 der Welt. Vor sechs Jahren war sie schon einmal bis auf Position 15 geklettert. »Physisch bin ich so gut drauf wie noch nie. Das Gesamtpaket stimmt einfach: die Athletik, das Spielerische und die Taktik«, sagte Görges und stellte zufrieden fest: »Das ist einfach eine andere Jule inzwischen.«

Besonders bei längeren Ballwechseln ist die neue Souveränität deutlich sichtbar. Mit der Reife einer gestandenen Weltklassespielerin geht sie inzwischen mit vielen Dingen cooler um. Ein »gesundes Mindset« nennt Görges das. Früher hätte man wohl von einer guten Einstellung gesprochen. Zumindest ist jetzt alles positiv behaftet.

Erst durch ihren Turniererfolg in Moskau hatte sie den letzten freien Platz in Zhuhai ergattert. Den geplanten Urlaub in Dubai musste sie daraufhin absagen. Die Ferien werden aber jetzt nachgeholt. SID/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -