Paradies der Kaputten

Simon Poelchau über die Folgen der Paradise Papers

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Ob Swiss, Lux oder Offshore Leaks - es vergehen gefühlt keine zwei Monate, in denen Journalisten nicht einen internationalen Skandal aufdecken, in dem es darum geht, wie Reiche, Prominente und Mächtige ihr Geld in Briefkastenfirmen und Steueroasen vor dem Fiskus verstecken. Diesmal haben die Journalisten den Leak schlicht Paradise Papers getauft.

Und wie bei den vorangegangenen Veröffentlichungen scheinen nun wieder neue, noch krassere Dimensionen von halbseidenen Geschäften aufgedeckt worden zu sein. Wenn jetzt selbst bei der Queen und dem guten Gewissen des Pops, U2-Frontmann Bono, offengelegt wurde, dass sie ihre tatsächlichen Eigentumsverhältnisse verschleiern, bei wem findet man als nächstes schwarze Konten? Beim Papst oder posthum bei Mutter Theresa? Selbst bekommt man ja schon leichtes Herzrasen aus Angst vor Kontrolleuren, wenn man mal ohne Ticket in die U-Bahn steigt.

So ist das Schlimme an den ganzen Veröffentlichungen nicht, dass der eine oder andere Name auftaucht, sondern dass sie immer mehr den Eindruck vermitteln, dass die Spitze der Gesellschaft durch und durch korrupt ist. Und das Schlimme daran wiederum ist, dass sie dafür moralisch ziemlich kaputt sein muss. Schließlich verstößt die Spitze der Gesellschaft gegen die Ordnung und gegen Gesetze, von denen sie profitiert und an denen sie wenigstens ordentlich mitgeschrieben hat - zumindest weitaus mehr, als es die einfachen Menschen in der U-Bahn können.

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