Werbung

Wer hat, dem wird gegeben

Steuerreform nützt nur den Reichen - wie Trump

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

US-Präsident Donald Trump will Amerika »wieder groß machen«. Und große Vermögen noch größer, sagen Kritiker zur Debatte um Trumps Steuerreform. Um 1,5 Billionen Dollar (1,2 Billionen Euro) sollen die Steuereinnahmen nach der Reform sinken. Einkommensmillionäre würden dann mehr Steuern zahlen müssen, wenn sie für ihr Geld arbeiten, aber nicht, wenn sie Geld für sich arbeiten lassen. Unternehmen sollen weniger zahlen, denn laut Trump ist die Körperschaftsteuer von 35 Prozent die höchste der Welt. Allerdings zahlt kaum eine Firma so viel, denn in den Gesetzen finden sich viele Schlupflöcher. Insgesamt soll das »Business« mit Steuersenkungen von einer Billion Dollar rechnen können. Denn Trump will nur noch eine Unternehmenssteuer von 20 Prozent.

Die Steuerreformpläne, die sich auf die republikanische Mehrheit in Abgeordnetenhaus und Senat verlassen, sehen auch eine Vereinfachung der Steuertarife vor. Erleichterungen sowie Schlupflöcher sollen verschwinden, die Grundbefreiung für Steuerzahler der Mittelklasse soll angehoben werden. Rund ein Viertel der US-Amerikaner, die im Jahr mehr als eine Milllion Dollar zu versteuerndes Einkommen erzielen, muss nach einer Analyse von TaxBrain höhere Steuern entrichten. Das sind die Millionäre, die ihr Einkommen aus Arbeit beziehen und nicht aus Unternehmensgewinnen oder Kapitalerträgen, Erbschaften oder durch Vermietungen.

Die Eigner von »Pass-through«-Firmen, also Partnerschaftsfirmen, können eine Abschlagsteuer von 25 Prozent wählen. Bisher wurden die Gewinne in Partnerschaften wie Anwaltskanzleien auf die Eigner aufgeteilt und über die Einkommensteuer abgerechnet. Die liegt mit einem Spitzensatz von 39,6 Prozent deutlich über dem Angebot. Wer regulär arbeitet, soll weiter mit dem Höchsttarif besteuert werden.

Kritiker führen das Beispiel von Bob Kraft, dem Eigentümer der Footballmannschaft New England Patriots, an. Der Präsident erzählte mehrfach, dass sein Freund Kraft ihm bei der Gestaltung der Reform geholfen habe. Kraft würde dann weniger Steuern zahlen als sein Star auf dem Rasen, Quarterback Tom Brady. Der hat einen Eine-Million-Dollar-Vertrag und müsste 39,6 Prozent zahlen, Kraft als Firma nur 20 Prozent. Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman schrieb am Dienstag in der »New York Times«: »Selbst unter Amerikanern mit hohen Einkommen sieht man, dass der Plan jene belohnen soll, die nicht für ihr Einkommen arbeiten - oder, genauer gesagt: umso weniger du wirklich arbeitest, um dein Einkommen zu erzielen, um so größer wird dein Steuernachlass.«

Indirekt wollten die Republikaner mit ihrer Reform auch Reiche bestrafen, die in den Wahlhochburgen der Demokraten leben, lautet eine weitere Kritik. Denn die Obergrenze der Steuerbefreiung für Hypothekenzinsen soll von einer Million auf 500 000 Dollar gesenkt werden. Laut einer Analyse der »Washington Post« lebt die Mehrheit der 2,5 Prozent US-Hausbesitzer mit Hypotheken von über 500 000 Dollar in Staaten, die traditionell demokratisch wählen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.