Trump trifft Xi

Im Wahlkampf beschimpfte der Präsident China als Feind

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Prunk und Protz, die Volksrepublik China lässt sich einiges Einfallen, um US-Präsident Donald Trump bei seinem Besuch im Land der Mitte zu beeindrucken. Neben einem Tourismusprogramm fand am Mittwochabend ein privates Abendessen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und den Ehefrauen in der Verbotenen Stadt statt. Derweil wurde verkündeten, dass Handelsabkommen in Höhe von neun Milliarden US-Dollar zwischen den Staaten vereinbart wurden - weitere sollen folgen.

Trump ließ es sich nicht nehmen, den Besuch mit einer Provokation einzuleiten: Am Dienstag übte er harsche Kritik am Kommunismus und rief einen Nationalen Gedenktag für dessen Opfer aus. Das Weiße Haus erklärte, die USA wollten weiter »ein Leuchtturm der Freiheit« für all diejenigen sein, die sich nach einer freien Zukunft sehnten und »weiter unter dem Kommunismus leiden.«

Bis zu seiner Asienreise fiel Trump nicht dadurch auf, einen besonderen Schwerpunkt auf die Region Asien-Pazifik zu legen - anders als sein Vorgänger Barack Obama, der das Pazifische Jahrhundert ausgerufen hatte. Doch die Waffenverkäufe an Japan und Südkorea, den bisherigen Stationen auf der Reise, sowie die Besuche von Taiwans Präsident Tsai Ing-wen auf Hawaii und Guam kürzlich deuten darauf hin, dass die Trump-Administration ihre Alliierten in Asien stärkt.

Erst am Donnerstag beginnt der formelle Teil der zweitägigen Visite Trumps in China, inklusive militärischer Ehren und offizieller Gespräche in der Großen Halle des Volkes. Der Konflikt über Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramm sowie die Differenzen im Handel werden die beherrschenden Themen sein. Noch im Wahlkampf hatte Trump China als Feind der USA beschimpft, mittlerweile nennt er Xi Jinping einen »Freund«. Vor allem die Einsicht, dass ohne China keine Lösung mit Nordkorea zu finden ist, haben zu dem Meinungsumschwung beigetragen.

Noch kurz vor seiner Weiterreise nach China hatte Trump deutliche Warnungen an Nordkorea gerichtet. In einer Rede vor der Nationalversammlung in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sagte der US-Präsident, Nordkorea sei eine Hölle, die kein Mensch verdiene. Dabei stellte er Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un einen »Deal« in Aussicht. Dafür sei allerdings ein Stopp des Waffenprogramms und die völlige Denuklearisierung der Halbinsel Voraussetzungen. Trump forderte für seinen Kurs internationale Unterstützung ein.

Am Morgen scheiterte Trump mit einem Überraschungsbesuch der demilitarisierten Zone, der Quasigrenze zwischen Süd- und Nordkorea. Wegen der Gefahr, im dichten Nebel mit dem Hubschrauber über nordkoreanisches Gebiet zu geraten, musste der Flug abgebrochen werden.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.