Jetzt auch Alabama?

Schlechte Umfragewerte für Republikaner Roy Moore / Demokraten konkurrieren wieder in ganz Amerika um politische Posten

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Mehr als 1000 Mandate haben die Demokraten in den letzten Jahren schon unter Obama in den Parlamenten der Bundesstaaten verloren. In vielen eher konservativen Teilen der USA zogen sich die Demokraten fast vollständig aus dem politischen Wettbewerb zurück. Verdeckt wurde das von der Beliebtheit Barack Obamas, gleichzeitig verkümmerten die Strukturen der Partei. Laut dem Buch »Hacks« der ehemaligen Vorsitzenden der Demokraten Donna Brazile hinterließ Obama auch eine hochverschuldete Partei.

Doch aktuell dreht sich der Wind. Beflügelt von den niedrigen Zustimmungswerten des Präsidenten und der Wut vieler Amerikaner auf Donald Trump ist in den USA in den letzten Monaten eine Graswurzelbewegung entstanden, die auch in vermeintlich weniger progressiven Landesteilen für demokratische Kandidaten Wahlkampf macht. Letzte Woche haben die Demokraten bei Wahlen im ganzen Land deutliche Zugewinne erreicht. Statt Rückzug versucht die Partei nun überall im Land, mit den Republikanern zu konkurrieren.

Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am 12. Dezember in Alabama. Dort muss im Zuge einer Nachwahl der Senatsposten des neuen Justizministers Jeff Sessions besetzt werden. Den erzkonservativen Südstaat hatte Trump noch mit 27 Prozent Vorsprung gewonnen. Der dortige Kandidat der Republikaner Roy Moore war zuvor durch rechte Verschwörungstheorien, homophobe und anti-muslimische Äußerungen aufgefallen. In den Umfragen lag Moore weniger als zehn Prozente vor seinem demokratischen Herausforderer, dem ehemaligen Staatsanwalt Doug Jones. Ehrgeizige demokratische »Organizer« und Fundraiser warben schon in den letzten Wochen für Spenden und das Engagement von Freiwilligen im ganzen Land - die etwa in den letzten Wochen in Virginia Haustürwahlkampf gemacht - um Moore zu verhindern.

Dann veröffentlichte die »Washington Post« am Freitag das Ergebnis einer vierwöchigen Recherche, im Zuge derer 30 Frauen Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen Moore erhoben - die jüngste davon war erst 14 Jahre alt, als Moore sie bis auf den BH entkleidete und betatschte. Mehrere neue Umfragen vom Wochenende zeigen nun entweder einen nur noch hauchdünnen Vorsprung von Moore oder einen Vorsprung seines demokratischen Herausforderers, also ein Kopf-an-Kopf Rennen. Demokratische Graswurzelaktivisten dürfte das motivieren. Sollte Jones tatsächlich gewinnen, würde dies die Machtposition der Republikaner im Senat verschlechtern. Mit nur einer Stimme Mehrheit dürfte die Verabschiedung unpopulärer Gesetze für US-Präsident Trump noch schwieriger werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.