Opferzahl stieg im Minutentakt

Rund 350 Tote bei schwerem Erdbeben in der Grenzregion zwischen Iran und Irak

  • Lesedauer: 3 Min.

Teheran. Bei einem schweren Erdbeben in der Grenzregion zwischen Iran und Irak sind Hunderte Menschen ums Leben gekommen. Laut Innenministerium in Teheran wurden am Montag in Iran 348 Tote und 6600 Verletzte gezählt und weitere Opfer befürchtet, in Irak kamen zunächst acht Todesopfer hinzu.

Das Erdbeben der Stärke 7,3 hatte die südlichen Kurdengebiete in der Grenzregion am Sonntagabend (Ortszeit) erschüttert. Laut Geoforschungszentrum Potsdam lag der Mittelpunkt des Bebens in etwa 34 Kilometern Tiefe in der westiranischen Provinz Kermanschah. Rettungskräfte konnten erst acht Stunden nach dem Beben ihre Bergungsarbeiten beginnen. Sie mussten warten, bis es in den betroffenen Gebieten wieder hell wurde. Danach stiegen die Opferzahlen fast im Minutentakt. Bis Montagmittag gab es zudem über 140 Nachbeben in mehreren Provinzstädten.

Nach Angaben der Rettungsorganisation Roter Halbmond waren besonders die drei Grenzstädte Sare Pole Sahab, Ghassre Schirin und Asgal von dem schweren Erdbeben betroffen - hier wurden die meisten Toten gezählt. In der Provinzhauptstadt Kermanschah gab es weniger Opfer und Schäden, trotzdem verbrachten zahlreiche Menschen die Nacht aus Angst vor weiteren Erdstößen im Freien.

Das Beben in Kermanschah war das schlimmste seit 1990. Damals gab es in Rudbar in der Gilan Provinz eine Erschütterung der Stärke 7,4. Mehr als 35 000 Menschen kamen um. Ein verheerendes Beben ereignete sich 2003 in Bam in Südostiran mit über 26 000 Toten. Das letzte größere Beben in der Kermanschah-Provinz war laut Medienberichten 1847.

Die Krankenhäuser in Kermanschah sind überfordert. Das Gesundheitsministerium in Teheran hat daher mehr als 100 Ärzte in die Region entsandt, um in mobilen Kliniken in den Grenzstädten den Menschen zu helfen. Die Schwerverletzten werden nach Teheran geschickt. Präsident Hassan Ruhani wollte am Dienstag die Beengebiete besuchen. Er versprach den betroffenen Menschen jede mögliche Hilfe. Das Beben habe für alle Ministerien höchste Priorität, so der Präsident.

Auf irakischer Seite hielt sich die Opferzahl vergleichsweise in Grenzen. Acht Menschen seien im Nordirak getötet worden, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. 535 Personen wurden verletzt. Die Behörden in den kurdischen Orten Sulaimanija und Halabdscha gaben Angestellten am Montag für die Aufräumarbeiten frei. In der Region wurden Hunderte Häuser zerstört. Die bergige Region um Sulaimanija im Südosten der Region Kurdistan ist bei der vornehmlich kurdischen Bevölkerung ein beliebtes Urlaubsgebiet.

Nach dem Beben hat die internationale Gemeinschaft Unterstützung zugesichert. »Wir bieten selbstverständlich alle Hilfe an«, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Sobald die Regierungen in Bagdad und Teheran den Bedarf meldeten, könnten die Hilfen der Länder und der Weltgemeinschaft abgestimmt erfolgen. UNO-Generalsekretär António Guterres betonte in New York, Einsatzkräfte der Vereinten Nationen stünden bereit.

Medienberichten zufolge konnte am Montagvormittag ein türkischer Hilfsflug in Süleymania landen. Damit seien medizinische Hilfe sowie Such- und Rettungsteams eingeflogen worden, meldete der kurdische Sender Rudaw. Nach Berichten der türkischen Agentur Anadolu werden die türkischen Hilfen mit der irakischen Zentralregierung sowie dem Roten Halbmond koordiniert. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.