Kaffee aus dem Spruchbecher
Universitäten in Rheinland-Pfalz wollen Müllmengen verringern
Er ist verziert wie eine antike Vase, hat den lateinischen Namen »sitio« (deutsch: Ich habe Durst) und ist beschriftet mit römischen Zahlen. Studenten in Trier können mittlerweile aus der dritten Auflage des »Trierer Spruchbechers«, einem Mehrwegbecher, ihren Kaffee schlürfen.
Mit dem Becher werde Müll vermieden, erklärte das Studierendenwerk Trier. Mehrwegbecher sind so etwas wie Klassiker der Müllvermeidung. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter rheinland-pfälzischen Universitäten ergab noch mehr Ansätze, den Campus rein zu halten - und auch ein paar Probleme.
An der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz taten sich zum Ende der Vorlesungszeit im vergangenen Semester Hunderte Studenten und Hochschulangestellte für eine Putzaktion zusammen. »In kleinen Trupps sind sie über den Campus gelaufen«, sagt eine Uni-Sprecherin. Sie richteten verschmutzte Campus-Ecken her und beseitigten Schmierereien und Aufkleber von Schildern.
Die Aktion sollte nicht nur zur Müllbeseitigung, sondern auch zur Bewusstseinsbildung beitragen, erklärt die Sprecherin. Probleme gibt es an der Uni in Grünbereichen. Müll lande schon mal auf Wiesen, in Hecken und Büschen auf dem Campus.
An der Technischen Universität in Kaiserslautern gibt es seit vergangenem Jahr ein Nachhaltigkeitsbüro. Man wolle die Studenten in ökologischen und sozialen Fragen sensibilisieren und Projekte fördern, teilt die Universität mit.
In Bezug auf ihre eigene Gesundheit scheinen die Studenten in Trier schon nachhaltig zu sein. Der Anteil an rauchenden Studierenden sei nur ungefähr halb so groß wie in der gleichen Altersklasse der Gesamtbevölkerung, erklärt die Universität. Auch das ist Müllvermeidung - aber von innen. Damit einher gehe, dass es auf dem Campus kaum Zigarettenstummel auf dem Boden gebe.
Wie die Trierer, so setzen auch die Mainzer und Kaiserslauterer auf Mehrwegbecher. Die Trierer tun dies wohl am spektakulärsten: Ihr »Trierer Spruchbecher«, den es an der Universität seit 2013 gibt, orientiert sich am historischen Original aus dem 3. Jahrhundert. Damals sei aus den Bechern, die heute immer wieder in Ausgrabungen zu Tage gefördert werden, aber Alkohol getrunken worden, erklärt Andreas Wagner, Geschäftsführer des Studierendenwerks. Und auch die Sprüche waren markanter: »Schenk nach« stand da auf Latein oder »Bück dich«. Das ginge heute nicht mehr, sagt Wagner.
In Kaiserslautern setzen der allgemeine Studierendenausschuss und die Fachschaften bei Veranstaltungen auf Mehrwegbecher, wie die Universität mitteilt. Das Studierendenwerk setzt seit kurzem und auf Initiative des Nachhaltigkeitsbüros auf kompostierbare Einwegbecher.
Die Mainzer nehmen seit August am regionalen »Con-Cup«-Bechersystem teil. Gegen ein Pfand bekommt man den Mehrwegbecher und kann ihn in vielen Geschäften wieder abgegeben. Bis Mitte Oktober wurden 4200 Becher ausgegeben, 4000 kamen wieder zurück, so eine Sprecherin des Studierendenwerkes.
In Trier hat das Studierendenwerk ein Schmankerl in Sachen Müllvermeidung für ausländische Studenten in petto. Es gibt ein Wohnheimwörterbuch auch auf Englisch, Chinesisch, Französisch, Arabisch, Spanisch, Polnisch und Russisch. Darin wird auch erklärt, wie der Müll in Deutschland getrennt wird. dpa/nd
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