Todesdrohung beim FIFA-Prozess
Zeuge belastet ehemalige Fußballfunktionäre schwer
New York. Im Prozess um die Skandale des Weltfußballverbandes FIFA hat der Zeuge Alejandro Burzaco am Mittwoch seine Anschuldigungen gegen drei frühere Spitzenfunktionäre aus Südamerika konkretisiert - und deshalb laut Staatsanwaltschaft offenbar von einem der Angeklagten eine gestenreiche Todesdrohung erhalten. Nach den Aussagen des Argentiniers sollen von ihm und seinen Partnern insgesamt 10,8 Millionen Dollar (9,15 Millionen Euro) an die Beschuldigten Jose Maria Marin, Juan Angel Napout und Manuel Burga geflossen sein.
Dieser Vorwurf soll den 60-jährigen Burga, bis 2014 Verbandschef in Peru, abermals dazu gebracht haben, zwei Finger auf den Hals zu legen und somit den Tod anzudrohen, wie Staatsanwältin Kristin Mace berichtete. Die zuständige Richterin Pamela Chen ordnete jedenfalls an, dass der Angeklagte Burga fortan sein Haus nur noch in Begleitung des Anwalts verlassen darf und während seiner Bewährung limitierten Zugang zum Computer und Handy haben soll.
Alejandro Burzaco hatte im wegen Betrug, Verschwörung und Geldwäsche geführten Prozess zuvor detailliert die Summen aufgelistet, die an die Beschuldigten geflossen sein sollen. Burga erhielt demnach 3,6 Millionen Dollar (3,05 Millionen Euro), der ehemalige FIFA-Vizepräsident Juan Angel Napout aus Paraguay 4,5 Millionen Dollar (3,81 Millionen Euro) und der ehemalige brasilianische Verbandsboss Jose Maria Marin 2,7 Millionen Dollar (2,29 Millionen Euro). Weitere Millionen seien versprochen worden.
Burzaco, der frühere Chef einer argentinischen Sportmarketingfirma (Torneos y Competencias), hatte sich 2015 selbst schuldig bekannt und wahrscheinlich im Zuge eines Deals mit der Staatsanwaltschaft in den Zeugenstand gesetzt. Am Dienstag hatte er bereits mächtige Medienunternehmen in den Korruptionssumpf gezogen und von gekauften Stimmen für die Austragung der Weltmeisterschaft 2022 in Katar berichtet.
Insgesamt richtet sich die US-Anklageschrift gegen 42 frühere Offizielle und Manager. Es geht im Prozess um knapp 100 Verbrechen und ein Gesamtvolumen von 200 Millionen Dollar. Die Verhandlungen gegen Marin, Napout und Burga werden wohl mindestens noch fünf bis sechs Wochen dauern, weitere sollen folgen. SID/nd
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