Leck bei Keystone-Pipeline
Kurz vor Entscheidung über Erweiterung treten 795 000 Liter Öl aus
Kurz bevor der US-Bundesstaat Nebraska über eine Erlaubnis zum Bau der Keystone-XL-Pipline entscheidet, kam es in den USA zu einem Ölunfall. Wie der Betreiber TransCanada mitteilte, kam es am Donnerstag (Ortszeit) ausgerechnete bei der bestehenden Keystone-Pipeline zu einem Leck. Demnach sind im Bundesstaat South Dakota 795 000 Liter Öl ausgetreten. Man habe am frühen Morgen die Pipeline abgeschaltet, nachdem ein Druckabfall bemerkt worden sei.
Die Keystone-Pipeline transportiert Rohöl aus Ölfeldern in der westkanadischen Provinz Alberta zu Raffinerien in den US-Bundesstaaten Illinois, Oklahoma und Nebraska. Obwohl die Pipeline erst seit 2010 in Betrieb ist, wird schon seit einigen Jahren ihre Erweiterung geplant: Key-stone XL. Diese Pipeline soll täglich 700 000 Barrel Rohöl transportieren können und bis nach Texas zum Golf von Mexiko reichen. Jedoch kam es zu massiven Protesten gegen das Projekt, so dass der nördliche Teil der Erweiterung bisher noch nicht in Angriff genommen wurde.
Dabei war Keystone XL sogar Wahlkampfthema bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen. »Der Bau der Pipeline ist nicht das, was wir tun sollten, um die globale Erwärmung zu bekämpfen«, sagte die demokratische Kandidatin Hillary Clinton im September 2015. Im Dezember unterband der damalige Präsident Barack Obama vorerst den Bau. Jedoch unterzeichnete sein Nachfolger Donald Trump bereits drei Tage nach seinem Amtsantritt im Januar dieses Jahres ein Dekret, das den Bau von Keystone XL sowie den der ebenfalls heftig umstrittenen und von Obama gestoppten Dakota-Access-Pipeline.
Am kommenden Montag wollen die Behörden in Nebraska entscheiden, ob Keystone XL 275 Meilen (443 Kilometer) durch den Bundesstaat führen darf. Auch wenn sie grünes Licht geben, kann es Monate dauern, bis mit dem Bau des acht Milliarden US-Dollar schweren Projektes begonnen werden kann. Umweltschutzverbände wie Sierra Club haben bereits angekündigt, gerichtlich gegen das Projekt vorzugehen.
»Dies ist nicht das erste Mal, dass bei einer Pipeline von TransCanada giftiges Rohöl aus Ölsand-Vorkommen ausgetreten ist, und es wird nicht das letzte mal sein«, sagt Kelly Martin vom Sierra Club. Es gebe so etwas wie eine sichere Pipeline nicht und die einzige Möglichkeit, Nebraskas Gemeinden vor weiteren Lecks zu bewahren, sei, Nein zu Keystone XL zu sagen.
»Die traurige Wahrheit ist, dass Öllecks nichts Ungewöhnliches sind«, sagte Rachel Rye Butler von der Umweltorganisation Greenpeace. Die Erlaubnis für eine weitere Pipeline zu erteilen, sei ein Fehler, erklärteund forderte die Behörden in Nebraska auf, Keystone XL nicht zu genehmigen. »Die Banken hinter diesen Projekten sollten damit aufhören, diese zu finanzieren und zu betreuen. Die Pipelines gefährden Menschenrechte sowie das Klima und haben bereits Trinkwasser und Umwelt verschmutzt«, so die Aktivistin.
Einer Studie von Greenpeace zufolge ist es bei den Pipelines von TransCanada sowie den Konkurrenten Kinder Morgan und Enbridge seit dem Jahr 2010 im Schnitt einmal pro Woche zu einem Leck gekommen. Demnach haben Lecks in den vergangenen zehn Jahren zu 20 Todesfällen, 35 Verletzten und 2,6 Milliarden US-Dollar Kosten geführt. »Bei Keystone XL würde es während eines 50-jährigen Betriebs zu 59 größeren Lecks kommen«, schätzt Butler. Typische Ursachen für Pipelinelecks sind laut der Greenpeace-Studie Material- sowie Anwendungsfehler, Korrosion, mangelhafte Verschweißungen und Schäden durch Bauarbeiten.
Zwar ist das jetzige Leck lediglich auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche und hat Regierungsangaben zufolge nicht das Trinkwasser gefährdet. Doch bei solchen Unfällen kommt es immer wieder zur Verschmutzung von Wasser. So schreibt Greenpeace in seinem Bericht, dass es allein im Jahr 2015 zu insgesamt 640 Kontaminationen von Grund- und Oberflächenwasser durch Lecks etwa in Pipelines, Bohrlöchern oder Deponien gekommen sei.
Keystone und Keystone XL sind nicht nur auf Grund der Gefahr von Lecks umstritten. Was zu zusätzlichen Kontroversen führt, ist, dass das mit ihnen transportierte Rohöl in Kanada aus Ölsand-Vorkommen produziert wird. Diese Art der Gewinnung ist besonders energieaufwendig und umweltschädlich.
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