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Lali Puna / Lars Eidinger

  • Thomas Blum
  • Lesedauer: 3 Min.

Aufgepasst, Buchstabenfüchse! Die bayrische Popgruppe Lali Puna bitte nicht verwechseln mit der portugiesischen Sängerin, Gitarristin und Lyrikerin Lula Pena!

Die ersten Takte des neuen Lali-Puna-Albums, des ersten seit sieben Jahren, deuten es an: Von Techno und House lernen heißt siegen lernen. Flotte Clubbeats dominieren hier das Geschehen. Allerdings kommt das alles so klug zusammengeschraubt daher, dass nicht eine Sekunde lang das ungute Gefühl von Boller- und Ballerdisco aufkommt.

Ja, unverkennbar kommt dieser zarte und schwungvolle, somnambule Elektro-Pop aus Weilheim, jenem bayrischen Kaff, in dem nun seit 25 Jahren ein loses Kollektiv aus Musikerinnen und Musikern daran arbeitet, eine Popmusik zu produzieren, für die man sich im Ausland nicht schämen muss. Zu diesem Kollektiv gehören auch die vor einer Weile zum Trio geschrumpften Lali Puna. Markus Acher (The Notwist) ist nicht mehr Mitglied der Gruppe, aber das macht nichts.

Jetzt fragen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, natürlich: Und wo bleibt bitteschön die gesellschaftliche Relevanz? Haben die jungen Leute von heute denn immer nur flotte Rhythmen und andere Flausen im Kopf? Gibt es gegenwärtig nichts Wichtigeres als somnambulen Pop von bayerischen Knöpfchendrehern, die sich einen Gruppennamen gegeben haben, der klingt, als käme er aus dem Mund eines Kleinkindes, das noch nicht richtig sprechen gelernt hat? Hmm.

Keine Sorge, der politischen Themen sind viele in den Stücken: von der Infragestellung der Kontroll- und Überwachungsgesellschaft (»I walked the streets / A wide open street / And I had the feeling / To be watched«) über Kritik an der entgrenzten Arbeits- und Leistungsgesellschaft (»The bossboy says work faster / There is no break, no past, no rest / Running round in circles / And if I fall I will stand up / Cause I’m / On Duty«) bis zur Revolutionsfantasie (»So all you loaded people / Come out your house / Come out your mansion / We’re taking over / We’re taking over«).

Was macht derweil eigentlich Lars Eidinger, den man aus schlechten Filmen (»Tatort«, »Polizeiruf 110«) kennt? »Mein Leben lang wollte ich Mitglied einer Band sein, kann aber nicht besonders gut singen und kein Instrument spielen«, teilte der Schauspieler vor einigen Monaten dem Magazin der »Süddeutschen Zeitung« mit. Weil er nicht singen kann, hat sich Eidinger aufs Plattenauflegen verlegt. Da steht man auch im Mittelpunkt und Leute sehen bewundernd zu einem auf. Früher, vor 20 Jahren, hat er auf seinem Rechner eine Handvoll Beats zusammenmontiert, im Keller seines Elternhauses. Die sind jetzt als CD erschienen, über die vermutlich kein einziges Medium ein Wort verlieren würde, hieße der Künstler nicht so, wie er heißt.

Lali Puna: »Two Windows« (Morr Music/Indigo)

Lars Eidinger: »I’ll Break Ya Legg« (!K7)

Konzert: Lali Puna, 26.11., 20 Uhr, Volksbühne

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