- Berlin
- Lehrerprotest in Berlin
Lautstark für Lohngerechtigkeit
Berliner Grundschullehrer protestieren für höhere Gehälter
Unter dem Motto »Jetzt schlägt’s 13« haben rund 100 Grundschullehrer am Montagnachmittag in Berlin-Wilmersdorf für höhere Gehälter protestiert. Zu der Kundgebung vor dem Kino Delphi in der Kantstraße hatte die Erziehungsgewerkschaft GEW aufgerufen. Der Protestaktion war eine Personalversammlung vorausgegangen. Die Personalräte aus den zwölf Berliner GEW-Bezirksgruppen unterzeichneten einen Protestbrief an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). »Es muss endlich Schluss sein mit der Unterscheidung in der Bezahlung zwischen erfahrenen und neu eingestellten Grundschullehrern«, forderte der GEW-Tarifexperte Udo Mertens.
Seit über einem Jahr warteten die Beschäftigten nun schon darauf, dass die Finanzverwaltung die Regelung zur einheitlichen Höhergruppierung aller Grundschullehrkräfte wie vereinbart vorlege. Bis heute fehle es aber an einer Rechtsverordnung. »Wenn der Finanzsenat blockt, muss sich die Politik durchsetzen«, sagte Mertens. Die Gewerkschaft fordert, dass auch Lehrer, die schon länger an den Grundschulen unterrichten, eine bessere Bezahlung gemäß der Besoldungsgruppe A 13 und damit rund 5300 Euro monatlich bekommen. Konkret geht es um rund 6000 sogenannte Bestandslehrkräfte. Bisher bekommen lediglich die Grundschullehrer, die nach der neuen Studienordnung studiert haben und im Sommer neu eingestellt worden sind, das gleiche Gehalt wie ihre Kollegen an den Oberschulen. Für die übrigen soll es eine stufenweise Lohnanhebung geben. Für den kommenden Haushalt 2018/19 sind bislang für 2000 Bestandslehrkräfte Mittel in Höhe von 11,357 Millionen Euro vom Senat für die Anhebung ihrer Besoldung vorgesehen. Damit würden rund ein Drittel der 6000 Betroffenen mehr Geld bekommen. Warum die Höhergruppierung nicht gleich für alle Pädagogen gelten soll, findet die Berliner GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik »komplett unverständlich.« »Statten Sie den kommenden Doppelhaushalt so aus, dass alle Grundschullehrkräfte zeitnah höher gruppiert werden«, fordert Siebernik vom rot-rot-grünen Senat. Die Regierungskoalition will ihren Haushalt für die kommenden zwei Jahre im Dezember verabschieden. Mertens sagte, dass sich Berlin ein Beispiel an seinem Nachbarn Brandenburg nehmen könne. »Brandenburg hat vorgemacht, wie eine zeitnahe und unkomplizierte Höhergruppierung aller Grundschullehrer aussehen kann«, sagte er.
In Potsdam hatten sich die Landesregierung und die Gewerkschaft in der vergangenen Woche darauf geeinigt, das Besoldungsrecht zu ändern und die Grundschullehrer ab dem 1. Januar ohne weitere Fortbildungsverpflichtungen besser zu bezahlen. In Brandenburg gilt die Änderung sowohl für neu eingestellte Lehrer als auch für Pädagogen mit älteren Studienabschlüssen und solche, die ihre Ausbildung in der DDR absolviert haben. Nach der Brandenburger Entscheidung hat Bildungssenatorin Scheeres unterdessen angekündigt, einen neuen Prüfauftrag an die Finanzverwaltung zu stellen. Wenn das Nachbarbundesland es hinbekomme, alle Grundschullehrer auf einen Schlag besser zu bezahlen, hoffe sie, dass das auch in Berlin möglich sei, so die Bildungssenatorin. Mertens bezeichnete den von Scheeres angekündigten Prüfungsauftrag als einen »längst überfälligen Schritt«. »Wir sind gespannt, ob nun endlich Bewegung in die Sache kommt«, sagte Mertens verhalten optimistisch. Am Mittwoch und Donnerstag wollen die Grundschullehrer ihren Protest mit weiteren Kundgebungen fortsetzen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.