• Berlin
  • Ludwig-Heck-Grundschule Mariendorf

Altnazi bald nicht mehr Namenspatron

Die Ludwig-Heck-Grundschule in Mariendorf bekommt aller Voraussicht nach einen neuen Titel

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Ludwig-Heck-Grundschule in Mariendorf darf sich umbenennen. Die Senatsverwaltung hat einem entsprechenden Antrag der Schulleitung am Dienstag zugestimmt. Die Schule, die seit 1956 den Namen eines Nationalsozialisten trägt, hatte bereits seit 2014 einen neuen Namensgeber gesucht.

Nach langwierigen Debatten stimmte die Schulkonferenz vor Kurzem mit breiter Mehrheit für den neuen Namen Mascha-Kaleko-Grundschule. Wenn nun auch die Bezirksverordnetenversammlung dem neuen Namen zustimmt, wird die Schule ab dem nächsten Schuljahr nach der Schoah-Überlebenden und deutschsprachigen Schriftstellerin Mascha Kaleko heißen.

Das »Ja« der Senatsverwaltung zu den Umbenennungsplänen habe sie »mit großer Freude« aufgenommen, sagte Schulleiterin Sibylle Kähler-Schubert. »Es war uns wichtig, einen Namen zu finden, mit dem die Schule sich in ihrer pädagogischen Ausrichtung identifizieren kann«, sagte sie. Der neue Name werde den Ansprüchen an eine tolerante und vielfältige Gesellschaft gerecht, sagte die Schulleiterin.

Der alte Namenspatron hatte in jedem Fall nichts mit Toleranz und Vielfalt zu tun. Ludwig Heck (1860-1951), langjähriger Direktor des Berliner Zoos, war ein überzeugter Nationalsozialist. In seiner 1936 publizierten Autobiografie rühmte er sich, bereits Nationalsozialist gewesen zu sein, »lange bevor man das Wort überhaupt erfunden« habe.
Als zoologischer Rassenkundler war Heck zudem maßgeblich an der Entwicklung der nationalsozialistischen Rassenlehre beteiligt. Unter seiner Direktorenschaft fanden zahlreiche sogenannter »Völkerschauen« im Zoo statt, in der in rassistischer Manier über »wilde Volksstämme« Afrikas »aufgeklärt« werden sollte.

Anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 1940 wurde Heck von Hitler persönlich mit der »Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft« ausgezeichnet, die im Dritten Reich als höchste Kulturauszeichnung galt.

Zu Wochenbeginn hatten Colin Goldner vom Verein »Forum Kritische Psychologie« aus Niederbayern und der Münchener Künstler Wolfram Kastner einen Offenen Brief an Senatsverwaltungen, Abgeordnete und das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg geschrieben und die Umbenennung der Schule gefordert.

Dass die Grundschule jetzt tatsächlich umbenannt wird, sei ein wichtiger Schritt. »Es wird höchste Zeit, dass sich die Schule von ihrem Namenspatron trennt«, sagte Kastner. Es könne nicht sein, dass eine öffentliche Einrichtung wie eine Schule nach einem ausgewiesenen Rassisten benannt ist. Er frage sich allerdings schon, warum es drei Jahre gedauert hat, bis sich die Schulkonferenz auf einen alternativen Namen einigen konnte.

Kastner sagte, dass er und sein Freund Goldner nach dem Besuch der Geschichtsausstellung im Berliner Zoo auf die Person Heck aufmerksam geworden sind. Zu Beginn des Jahres hatte die Zooleitung eine neue Dauerausstellung auf dem Zoogelände eröffnet, die sich mit der Geschichte des Tierparks befasst. Die Zeit des Nationalsozialismus und die Verstrickungen der Zoodirektion mit dem Regime nimmt darin großen Platz ein.

Die beiden Verfasser des offenen Briefes kritisieren in ihrem Schreiben, dass der Zoo bis heute eine Ehrenbüste Ludwig Hecks auf dem Zoogelände präsentiert. »Die unsägliche Tradition des Totschweigens der NS-Verstrickungen muss beim Berliner Zoo endgültig aufgebrochen werden«, forderte Kastner.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -