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Groß, größer, sinnlos
Grit Gernhardt will Sanierungen statt teurer Projekte
Wer sich jemals mit dem Bau von Großprojekten hierzulande beschäftigt hat, dürfte auf die heutigen Hiobsbotschaften aus Stuttgart höchstens mit dem Heben einer Augenbraue reagiert haben. Der geplante und heftig umstrittene Tiefbahnhof wird teurer und später fertig - wie überraschend. Kritiker hatten das seit Jahren vorhergesagt; im CSU-geführten Verkehrsministerium und beim Staatskonzern Deutsche Bahn wollte niemand davon hören. Dabei hätten die Erfahrungen mit der Hamburger Elbphilharmonie oder dem bis heute nicht eröffneten Berliner Flughafen BER allen Beteiligten eine Warnung sein sollen.
Ohnehin bleibt unklar, warum die Bahn angesichts des Investitionsbedarfs im Schienenverkehr, angesichts maroder Brücken und aus Kostengründen stillgelegter Strecken auf prestigeträchtige, aber laut verschiedener Studien nicht einmal notwendige Megaprojekte setzt. Die verschlingen dann auch noch das Geld, das in Sanierungen und dem Ausbau vorhandener Verkehrswege wesentlich besser angelegt wäre.
Fragt man die Bürger, sieht man ebenfalls, dass Bund und Bahn an deren Bedürfnissen vorbei bauen: Nur 38 Prozent der Stuttgarter Einwohner hatten laut einer Umfrage im September eine gute Meinung von S21, ebenso viele fanden das Projekt schlecht oder sehr schlecht. Ob man es gut findet oder nicht, die steigenden Kosten fallen am Ende allen auf die Füße. Gehobene Augenbrauen werden nicht ausreichen, um das Problem zu stemmen.
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