Denise Herrmann rückt in die Weltspitze auf
Die einstige Skilangläuferin schafft beim Biathlonweltcup in Östersund gleich zwei Siege in Serie
Denise Herrmann aus Bad Schlema hatte noch genügend Zeit ins Publikum zu winken und sich auf der Zielgeraden mit einem Strahlen im Gesicht feiern zu lassen. Mit ihrem zweiten Weltcupsieg innerhalb von nur drei Tagen katapultierte sich die ehemalige Langläuferin in Östersund überraschend in die Weltspitze und machte sogar das Fehlen der erkrankten Überfliegerin, der siebenfachen Weltmeristerin Laura Dahlmeier, vergessen. Gut zwei Monate vor dem Start der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang haben die deutschen Biathletinnen nun sogar zwei absolute Siegläuferinnen in ihren Reihen.
»Dass ich es als Erste über die Ziellinie geschafft habe, ist unglaublich. Ich habe noch nie so ein Gefühl gehabt«, sagte Herrmann im Ziel. Sie ist nun Zweite im Gesamtweltcup mit vier Zählern hinter Rückstand auf die Französin Justine Braisaz, die in der Verfolgung Zweite wurde. Zudem darf Herrmann in der kommenden Woche in Hochfilzen in Sprint und Verfolgung das rote Trikot der Disziplinbesten überstreifen.
Schon am Freitag hatte Herrmann in Schweden im Sprint nur 19 Monate nach dem Wechsel der Disziplin vom Speziallanglauf zum Biathlon den ersten Weltcupsieg feiern können. Nummer zwei legte sie am Sonntag in der Verfolgung in beeindruckender Manier nach. Völlig abgeklärt kompensierte sie selbst zwei Schießfehler und siegte mit fast einer halben Minute Vorsprung vor Braisaz.
»Letztes Jahr habe ich mir gedacht: Wenn ich es jetzt nicht mache, dann nie«, blickte Herrmann auf den Wechsel zurück. Und so verabschiedete sie sich aus dem Langlaufteam, mit dem sie 2014 noch Staffelbronze bei Olympia in Sotschi gewonnen hatte. Sie investierte unzählige Stunden in das Schießtraining, feilte an Waffe und Technik, wurde besser und besser. Das Laufen vernachlässigte sie nie, auch wenn das Gefühl mit dem Gewehr ein anderes war: »Du merkst schon, dass du vier Kilo mit dir herumschleppst, aber ich bin ja nicht so zart gebaut.«
Das ist jetzt ihr großes Plus. Herrmann ist mit ihren 1,75 Metern enorm athletisch und immer für die Laufbestzeit gut, selbst Schießfehler kann sie dadurch wettmachen. »Man muss sicher ein bisschen Talent mitbringen«, sagte Herrmann, aber man dürfe sich auch »nicht vom Weg abbringen lassen«. Zweifler gab es genügend, schließlich war sie schon 26 Jahre alt, als sie wechselte und sich in der starken Trainingsgruppe in Ruhpolding hinten anstellen musste.
Nun schickt die Sportsoldatin der Bundeswehr schon mal eine Warnung an die Konkurrenz: »Ich will das hohe Niveau halten.« Wenn ihr das weiterhin gelingt, kann sie zur Alternative für die deutsche Weltmeisterstaffel werden. »Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell sie in die Weltspitze gekommen ist«, sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig. Herrmann bewies, dass sie selbst schwierige Rennen mit vier Schießeinlagen für sich entscheiden kann. Die Olympianorm hat sie erfüllt, doch pro Rennen gibt es nur vier Startplätze. »Ich bin jetzt sicher schon mal dabei, aber der Druck ist hoch«, so Herrmann. Jede aus dem deutschen Team sei eine Medaillenkandidatin.
Mit einer beeindruckenden Energieleistung war am Samstag der 29-jährige Erik Lesser aus Frankenhain im Sprint auf den dritten Platz gestürmt. Er musste sich dabei nur dem Norweger Tarjei Boe und dem französischen Dominator Martin Fourcade geschlagen geben. 3,7 Sekunden fehlten zum Sieg. Simon Schempp (Uhingen), eigentlich die deutsche Nummer eins, wurde Fünfter. Am Sonntag nutzte Lesser in der 12,5-km-Verfolgung beim Sieg von Martin Fourcade seine gute Ausgangsposition nicht und landete als bester Deutscher auf Platz zehn. dpa/nd
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