Bayern »immer besser«
Jupp Heynckes weckt in München nach dem 3:1 gegen Paris wieder große Träume
Das überzeugende 3:1 gegen Paris St. Germain war Balsam für die Seele des Rekordmeisters - und eine deutliche Erinnerung an die Konkurrenten in der Champions League.
Von Ruben Stark und
Marco Mader, München
Uli Hoeneß federte beschwingt in die eisige Dezembernacht. »Ich bin sehr zufrieden«, ließ der sichtlich stolze Präsident von Bayern München im Vorbeigehen wissen. Das 3:1 (2:0) gegen Paris St. Germain hat nicht nur bei Hoeneß die Angriffslust auf Europas Fußballthron geweckt. »Wir sind schon noch der FC Bayern!«, stellte auch Thomas Müller klar.
Bei der Konkurrenz in der Champions League dürfte diese Botschaft ebenso deutlich angekommen sein, wie sie Paris am Dienstagabend spürte. »Die Bayern gehören zu den absoluten Topmannschaften, man merkt, dass sich einiges getan hat«, sagte Weltmeister Julian Draxler. Sein PSG-Klubpräsident Nasser Al-Khelaifi, der die Scheichmilliarden aus Katar beaufsichtigt, erlebte eine »große Lektion für alle«.
Die Eindrücke der Revanche für die folgenreiche Nacht von Paris im September lassen das Selbstvertrauen mit Blick auf die Achtelfinalauslosung am kommenden Montag wachsen. Dass in der ersten K.o.-Runde zwischen Mitte Februar und Mitte März europäische Schwergewichte wie der FC Barcelona, Manchester City oder Manchester United drohen, schüchtert keinen Münchner ein. Sportdirektor Hasan Salihamidzic bekräftigte: »Wir sind da. Mit uns ist zu rechnen, wir sind kein leichter Gegner.«
Die Münchner unter Jupp Heynckes, das wurde aufs Neue deutlich, haben nichts mehr mit den Ancelotti-Bayern gemein, die sich im Pariser Prinzenpark vorführen ließen. »Wir haben untermauert, dass wir Ambitionen haben. Die Mannschaft wird immer besser«, sagte Heynckes, während Müller die vermeintliche Überhöhung der Künste von 222-Millionen-Mann Neymar und Co. nervte: »Es wird so getan, als hätten die einen Zaubertrank, man sollte mal ein bisschen runter vom Gas.«
Nun, mit den Galliern, die sich gegen die Übermacht des Römischen Reichs auflehnen, verbindet den Fußballkrösus nichts. Und die Bayern haben die Milliardentruppe nun ohnehin erst einmal geerdet. »Man hat nicht das Gefühl gehabt, dass eine Übermannschaft total überlegen war«, sagte Müller. »Über der Allianz Arena schwebte ein Hauch von Barcelona«, befand die Zeitung »Courrier de l’Ouest« sogar in Erinnerung an das Pariser 1:6-Desaster im Camp Nou in der vergangenen Spielzeit.
Dass dieser Hauch aufkam, lag nicht zuletzt am fidelen französischen Trio des FC Bayern. Franck Ribery durfte sein Startelfcomeback als Kapitän feiern und verlieh Energie, wenn er auch selbst nicht übermäßig in Erscheinung trat. Kingsley Coman, der aus dem Spiel muskuläre Beschwerden mitnahm, machte dort weiter, wo er zuletzt aufgehört hatte. Mutig und mit explosivem Antritt setzte der 21-Jährige PSG zu, die überragende Vorarbeit vor dem 3:1 war die Krönung.
Sogar noch übertroffen wurde Coman von Landsmann Corentin Tolisso, der nicht nur den Endstand (69. Minute), sondern nach Robert Lewandowskis Führungstreffer (8.) auch das 2:0 (37.) erzielte. »Coco entwickelt Torgefahr, ist ein sehr guter Teamplayer und läuferisch wie kämpferisch stark«, lobte Heynckes den Münchner Rekordtransfer nach dessen bisher stärkster Leistung. »Wir wollten die Kränkung von Paris wiedergutmachen. So muss es weitergehen«, sagte Tolisso.
Dass nach dem zwischenzeitlichen Anschluss von Kylian Mbappe (50.) zwei Tore fehlten, um PSG den Gruppensieg zu entreißen, war fast allen egal. Nur Mats Hummels war deswegen offenbar angefressen und verließ eilig die Arena. Jedenfalls interpretierte Heynckes dessen Ärger nach dem Spiel so: »Mats ist voller Ehrgeiz. So wie ich ihn kenne, wollte er 4:1 oder 5:1 gewinnen.« SID/nd
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