FC Bayern gegen Benfica Lissabon: »Wir müssen immer gewinnen«

Die Münchner versuchen vor dem wichtigen Spiel gegen Benfica, Zweifel zu zerstreuen

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Raphaël Guerreiro (2. v. r.) und die Bayern waren international, wie beim 1:4 in Barcelona, zuletzt überfordert.
Raphaël Guerreiro (2. v. r.) und die Bayern waren international, wie beim 1:4 in Barcelona, zuletzt überfordert.

Wie immer lohnte es sich, genau hinzuhören, wofür manchmal sogar bei Audioaufnahmen eine Zeitlupe hilfreich wäre. Zum Beispiel, wenn Max Eberl mal wieder in einer Geschwindigkeit spricht, in der manche Gegner des FC Bayern in der Champions League kontern. »Perfektion im Fußball ist schwierig«, sagte der Sportvorstand und ergänzte zur anstehenden Partie gegen Benfica Lissabon am vierten Spieltag der Königsklasse nach den drei Siegen ohne Gegentor beim 5:0 in Bochum, dem 4:0 in Mainz und dem 3:0 gegen Union Berlin: »Wir wollen diese Euphorie, die wir jetzt haben, dieses Selbstverständnis, dieses Selbstgefühl kontrolliert mitnehmen.« Noch mal kurz zurückgespult, um die Betonung zu überprüfen, und tatsächlich, Eberl sagte: »kontrolliert mitnehmen«.

Um diese Frage wird es an diesem Mittwoch gegen Benfica gehen: Wie viel Kontrolle werden die Bayern mit ihrem forschen Dominanzstil in ihrer Arena ausüben, vor allem dann, wenn sie den Ball verlieren und der Gegner schnell umschaltet? In der Bundesliga in Bochum und gegen Union klappte das bis auf wenige Momente sehr gut, ebenso im DFB-Pokal in Mainz. Doch die Erfahrung der Saison lehrt, dass die Münchner gegen bessere Gegner an Grenzen stoßen oder gar Lehrgeld zahlen wie bei der 1:4-Niederlage beim FC Barcelona.

Auch das vorherige Spiel in Europa bei Aston Villa hatten der FC Bayern mit 0:1 verloren, weshalb er nun schon gewinnen muss, um die Chance auf die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale zu wahren. Bei beiden Niederlagen waren die Münchner mit ihrer hoch positionierten Defensive mehrfach ausgekontert worden. Eberl betonte jedoch das Positive: Man habe Leverkusen (1:1) und Frankfurt (3:3) »an die Wand genagelt« und nur »eine schlechte Halbzeit gespielt in der Saison, das war Barcelona«. Von einem »Prozess« sprach der Sportchef: »Neuer Trainer, neue Art des Fußballs, da macht man den ein oder anderen Fehler.« Sein Auftrag gegen Benfica: »Da müssen wir einiges gutmachen.«

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Wenn man so will, steht für den FC Bayern ein sportliches Transferfinale gegen Portugals Rekordmeister an. Transferiert werden muss eine kontrollierte Leistung wie gegen Union aus dem weniger herausfordernden nationalen Alltag auf Europas anspruchsvollste Bühne. Eberl erhob das 3:0 zur Benchmark: Man habe kein Feuerwerk abgebrannt, aber in der zweiten Halbzeit »wie eine Spitzenmannschaft gespielt«. Trainer Vincent Kompany sagte dazu: »Wenn gute Spieler zusammen laufen, zusammen angreifen, zusammen verteidigen, dann hast du immer eine Basis.« Ist diese Grundlage gegeben, könne man auch taktisch etwas machen.

An der grundsätzlichen Herangehensweise wird sich ohnehin nichts ändern, sie soll nur verfeinert werden, um gefährliche Konter noch häufiger unterbinden zu können. Die nach der Niederlage in Barcelona vielerorts geäußerten Zweifel an der riskanten Mann-gegen-Mann-Verteidigung versuchen sie beim FC Bayern München zu zerstreuen. Manchmal klingt das etwas bemüht, wie bei Torwart Manuel Neuer, der schon manch einen Angreifer frei auf sich zustürmen sah. »Ich glaube einfach, dass wir an unsere Philosophie glauben.« Die Mannschaft hinterlässt durchaus den Eindruck, überzeugt zu sein von Kompanys Vorgaben. Schon deshalb, weil diese das Gefühl großer Überlegenheit und viel Spielspaß mit sich bringen – und die meisten Tore in Europa: 50 in 14 Spielen, im Schnitt mehr als dreieinhalb Tore pro Partie. Der Gegentorschnitt dabei: exakt eins.

»Der Weg, den wir aktuell gehen, der bringt nicht nur irgendeine tolle Spielweise, sondern auch Ergebnisse«, meint Thomas Müller. »Wie dominant wir agieren und grundsätzlich wie wenig Schüsse wir zulassen, gerade wenn wir das mit den letzten Jahren vergleichen, dann kann es keine zwei Meinungen geben, dass wir uns auf einem guten Weg befinden.« Aber der Routinier räumt ein: »Es ist schon was anderes, ob du gegen Barcelona und Frankfurt zu null spielst oder eben gegen Bochum, Mainz und Union Berlin.« Und er sagt auch: »Wir müssen noch ein bisschen warten, bis wir wieder in ein Fettnäpfchen steigen.«

Sollte das gegen Benfica passieren, dürfte es kaum noch gelingen, in der Champions League unter die besten acht von 36 Teams zu kommen. Doch mit dem Druck könne man umgehen, versichern die Münchner. »Es ist überhaupt nichts anderes als sonst auch. Wenn du das Trikot vom FC Bayern trägst, hast du diesen Druck immer, egal wie die Vorergebnisse waren«, weiß Neuer. Und Kompany findet, es sei »ganz einfach für uns: Wir müssen immer gewinnen.« Nur jetzt halt unbedingt.

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