- Politik
- Rassismus in Thüringen
Syrer auf Weihnachtsmarkt angegriffen
Männergruppe attackiert einen syrischen Bartwurstverkäufer / Polizei sucht weiter nach Tätern
Arnstadt. Auf einem Weihnachtsmarkt im thüringischen Arnstadt ist ein junger Syrer hinter der Theke eines Bratwurststandes zum Ziel einer aggressiven Gruppe Männer geworden – nun ermittelt die Polizei. Es gebe Anzeigen wegen versuchter Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung, sagte ein Polizeisprecher am Sonnabend. Mehrere Tatbeteiligte würden noch gesucht. Beim Vorfall am Donnerstagabend soll einer der Männer versucht haben, den 22 Jahre alten Syrer zu schlagen. Zuvor hatte die bis zu achtköpfige Gruppe den Betreiber (53) des Standes verbal attackiert und sich rassistisch geäußert.
Die Männer hätten sich darüber empört, »dass ein Nicht-Deutscher auf einem christlich-deutschen Weihnachtsmarkt Bratwürste brät«, erklärte ein Polizeisprecher am Sonnabend. Ein 33-Jähriger soll dem Syrer mit den Worten »Ich hau' dich weg, ich mach' dich alle!« gedroht haben. Dann sei einer der Männer auf den Syrer losgegangen, habe ihn geschubst und versucht zu schlagen.
Sicherheitsdienstmitarbeiter seien daraufhin dazwischen gegangen und hätten Schlimmeres verhindert. Verletzt wurde niemand. Im Zuge der Ermittlungen wurde ein 33-Jähriger »als Rädelsführer der Gruppe« festgestellt. Nach dem anderen Beteiligten suchen die Beamten weiter. Wie die Polizei gegenüber dem lokalen Nachrichtenportal thueringen24.de erklärte, gehen die Ermittler »sehr wahrscheinlich« von einem fremdenfeindlichen Tatmotiv aus.
Die rassistische Attacke auf dem Weihnachtsmarkt sorgte in der Politik für Entsetzen. »Bin auf die Reaktion der Justiz gespannt. Was sagt die AfD zu dem Vorgang?«, kommentierte der ThüringerLINKEN-Abgeordnete Frank Kuschel den Übergriff. Der Berliner Grünen-Politiker Matthias Oomen schrieb über den Vorfall auf Twitter: »Die Retter der christlichen Werte und der abendländischen Tradition versuchten auf einem Weihnachtsmarkt in Arnstadt zu 10 einem Syrer die ostdeutsche Variante der friedlichen Adventszeit beizubringen.« rdm mit Agenturen
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