Abgeschobener Afghane wird zurückgeholt

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erlaubte irrtümlich die Abschiebung von Haschmatullah F.

  • Lesedauer: 3 Min.

Kabul. Ein abgeschobener afghanischer Flüchtling, der wegen eines Verfahrensfehlers nach Deutschland zurückgeholt werden muss, ist seiner Rückkehr einen Schritt näher. Haschmatullah F. hatte am Montag einen ersten Termin für ein Visum an der deutschen Botschaft im pakistanischen Islamabad. Die Botschaft im afghanischen Kabul ist nach einem schweren Bombenanschlag noch geschlossen. »Sie sagen, ich kann das Visum in einigen Tagen abholen«, sagte der Mann der Deutschen Presse-Agentur bei einem Gespräch in Islamabad. Wann er nach Deutschland fliegt, war zunächst noch unklar.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte im Sommer die Abschiebung von Haschmatullah F. nach Bulgarien irrtümlich erlaubt, obwohl am Verwaltungsgericht Sigmaringen noch ein Eilantrag seines Anwalts gegen die Abschiebung anhängig war. Solche Anträge gewähren Abschiebeschutz.

F. war auf seiner Reise von Afghanistan nach Deutschland zuerst in Bulgarien offiziell registriert worden. Gemäß den sogenannten Dublin-Richtlinien wäre Bulgarien für sein Asylverfahren zuständig. F.s Anwalt Markus Niedworok argumentierte aber, dass dort »wegen systematischer Mängel faire Asylverfahren nicht zu erwarten« seien.

Bunter Mischmasch

Demonstration in Berlin-Kreuzberg gegen die nächste Sammelabschiebung nach Kabul

Am 21. Dezember wird F. in Sigmaringen erwartet, wo das Verwaltungsgericht endgültig klären soll, ob Bulgarien oder Deutschland für seinen Fall zuständig ist. Sollte Deutschland zuständig sein, würde das normale Asylverfahren beginnen, erklärte Niedworok. Welche Chancen das haben würde, ist noch unklar.

F. erzählt, dass er sich seit seiner Abschiebung in Kabul versteckt habe. Sein Bruder habe ihm beim Überleben geholfen. Er hofft, dass er diesmal in Deutschland bleiben kann. »Diesmal will ich besser Deutsch lernen, Arbeit finden, Steuern zahlen und der deutschen Regierung dienen, die so freundlich zu mir ist.«

Haschmatullah F. erzählt, er sei geflohen, weil er im Militär war und die Taliban ihn dafür bedroht hätten. »Ich bekam Drohbriefe, und dann wurden mein Bruder und sein Vater angegriffen, weil ich weiter Soldat war«, sagte er. Als er einmal auf Heimaturlaub in der Provinz Kapisa war, hätten Taliban eine Handgranate in sein Haus geworfen.

Ob die Geschichte so stimmt, ist zunächst nicht nachprüfbar. Dass die Taliban Sicherheitskräfte bedrohen, ist nicht neu. Die »New York Times« hat jüngst über eine Einschüchterungskampagne gegen Soldaten und deren Familien berichtet, die in manchen Provinzen die Rekrutierung um bis zu 50 Prozent einbrechen lässt. Die Streitkräfte erleiden außerdem Rekordverluste. Bei Kämpfen mit den Taliban, die heute wieder etwa 13 Prozent des Landes kontrollieren oder beeinflussen, waren 2016 mehr als 8000 Soldaten und Polizisten getötet und mehr als 14.000 verletzt worden. dpa/nd

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