- Brandenburg
- »Rosa Brille 2017«
Empört über den Tierschutzplan
Tierschützer wollen in Brandenburg mit einer speziellen Preisverleihung gegen Massentierhaltung protestieren
Tierschützer wollen in Brandenburg mit einer speziellen Preisverleihung gegen Massentierhaltung protestieren. Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) soll anlässlich der Übergabe des Landestierschutzplans am Freitag in Potsdam mit der »Rosa Brille 2017« ausgezeichnet werden, teilten die Initiatoren am Dienstag mit. Die Aktion, bei der die Tierschützer mit rosafarbenen Brillen auftreten wollen, steht unter dem Motto »Gequält, erniedrigt, tot - dank Tierschutzplan wird's rosarot!«.
Aus Sicht des Bündnisses sei der Tierschutzplan ein »absolut zahnloses Papier«, sehe er doch vor allem Handlungsempfehlungen und kaum verbindliche Regelungen vor. »Wir möchten mit dieser Auszeichnung die Bemühungen des Preisträgers würdigen, die Kritik der Bevölkerung an der Tierhaltung zu zerstreuen und auf diese Weise den Weg für weitere Investitionen in Tierfabriken zu ebnen«, hieß es.
Das Agrarministerium wies die Vorwürfe zurück. Die »beachtlichen 129 Empfehlungen« in dem Plan, die »hoffentlich dazu beitragen, die Nutztierhaltung zu verbessern«, seien bislang nur einem kleinen Kreis bekannt, das Ministerium habe bewusst bei der Erarbeitung nicht eingegriffen, sagte dessen Sprecher Jens-Uwe Schade. Nach dem erfolgreichen Volksbegehren gegen Massentierhaltung hatten dessen Initiatoren und das Land einen verbindlichen Tierschutzplan vereinbart.
Die Rückmeldungen aus den Arbeitsgruppen, an denen neben Wissenschaftlern und Landwirten auch Gegner der konventionellen Tierhaltung beteiligt waren, seien sehr konstruktiv, so Schade. Die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und landwirtschaftlichen Fachverbänden bei der Erstellung des Tierschutzplans und der Empfehlungen sei eine »Sensation«. Nach der Übergabe des Plans werde das Papier zunächst von Verwaltung und Politik geprüft.
Die Empfehlungen des Tierschutzplans veränderten die elende Situation der Tiere nicht grundlegend, so die Kritiker. Sie könnten weiter auf engstem Raum zusammengesperrt, auf Höchstleistungen gezüchtet, von Muttertieren oder Jungen getrennt, »nach einem extrem kurzen Leben brutal getötet« werden. Der Plan blockiere eher die nötige Diskussion um eine echte Agrarwende. epd/nd
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