- Politik
- Sexismus-Debatte
»Feminismus« in USA Wort des Jahres
Wörterbuch Merriam-Webster: Begriff am häufigsten nachgeschlagen / Online-Suchen stiegen um 70 Prozent
New York. In Zeiten von »#MeToo« und Sexismus-Debatten hat das Wort »Feminismus« in den USA Hochkonjunktur: Das US-Wörterbuch Merriam-Webster rief den Begriff am Dienstag zum Wort des Jahres 2017 aus. »Feminismus« sei dieses Jahr einer der am häufigsten online nachgeschlagenen Begriffe gewesen.
In den USA erschütterten in diesem Jahr Belästigungs- und Missbrauchsvorwürfe das Showbusiness, die Medien und die Politik wie nie zuvor. Aber auch der Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump, der selbst mit sexuellen Übergriffen gegen Frauen prahlte, löste ein neues Interesse am Wort »Feminismus« aus.
Die Zahl der Online-Suchen nach dem Begriff stieg nach Angaben von Merriam-Webster in diesem Jahr um 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem nach den Frauenmärschen in Washington und anderen US-Städten kurz nach Trumps Vereidigung im Januar schnellte die Zahl der Suchen nach oben. Trump hatte zuvor mit abfälligen Äußerungen über Frauen Empörung ausgelöst.
Erneut schoss die Zahl der Suchen nach oben, nachdem die Trump-Beraterin Kellyanne Conway im Februar sagte, sie sehe sich nicht als Feministin an. Aber auch Filme wie »Wonder Woman« oder die Emmy-prämierte Serie »The Handmaid's Tale« über die vollständige Unterdrückung der Frau förderten das Interesse am Wort »Feminismus« - und schließlich die Sexismus-Debatte infolge der im Oktober bekannt gewordenen Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein.
In der Folge hatten weltweit zahlreiche Menschen, insbesondere Frauen, unter dem Schlagwort »#MeToo« (ich auch) in den sozialen Online-Netzwerken über sexuelle Übergriffe berichtet.
Die diesjährige Ankündigung des Wortes des Jahres erfolgte ausgerechnet an dem Tag, an dem im US-Bundesstaat Alabama ein mit Belästigungsvorwürfen konfrontierter Politiker zu einer Nachwahl für den US-Senat antrat. Der Republikaner Roy Moore steht im Verdacht, vor Jahrzehnten Minderjährige sexuell belästigt zu haben. Trump hatte dessen ungeachtet zur Wahl Moores aufgerufen - dennoch setzte sich in dem konservativ geprägten Bundesstaat sein demokratischer Herausforderer durch.
Zu den ebenfalls häufig aufgerufenen Suchbegriffen gehört laut Merriam-Webster auch das Wort »complicit« (sich an etwas mitschuldig machen). Es fiel im Zusammenhang mit der Entlassung von FBI-Chef James Comey durch Trump. Der Kommentar seiner Tochter und Beraterin Ivanka, sie wisse nicht, was das Wort bedeutet, veranlasste offenbar viele Nutzer, selbst noch einmal nachzuschauen.
Auch das Wort »dotard« (seniler Mensch), mit dem Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un im September Trump bezeichnete, löste zahlreiche Suchanfragen bei Merriam-Webster aus. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.