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Ohne Stürmer zum ersten Sieg
Der 1. FC Köln startet mit dem 1:0 gegen Wolfsburg seinen Kampf gegen den Abstieg
Ihren Humor hatten die Kölner Fans durch den gesamten tristen Herbst gerettet - bis hin zum ersten Freudentag in der Liga. 16 Mal probiert, 16 Mal war nichts passiert in punkto Sieg. Dann aber schauten zum Vorrundenfinale die Wolfsburger in der Domstadt vorbei, unterlagen dem vereinsamten Schlusslicht nach weitgehend verschlafener Partie 0:1 - und die Anhänger in der Kölner Südkurve sangen voller Selbstironie: »Keiner wird es wagen, unser’n FC Köln zu schlagen.« Nachdem die Geißbock-Kicker selbst zum ersten Mal überhaupt einen Gegner in der Bundesliga besiegt hatten.
Die Premierenopfer des Effzeh gaben sich nachher alle Mühe, den Nachmittag nicht als schlimmen Makel in ihrer Fußballervita zu betrachten. »Wie eine Blamage fühlt sich das für uns auf keinen Fall an«, beteuerte Abwehrchef Robin Knoche. Denn: »Es war klar, dass Köln irgendwann das erste Mal gewinnen würde. Verlieren ist generell scheiße - egal, gegen wen.« Einen etwas anderen Sichtwinkel bezog Martin Schmidt. Erst nach dem Gegentreffer Mitte der zweiten Halbzeit sei das Offensivspiel seiner Elf erwacht, analysierte der Wolfsburger Trainer, betonte aber: »Das war kein Rückschritt, sondern eine verdiente Niederlage, aus der man mehr lernt, als wenn es noch 1:1 ausgegangen wäre.«
Am Dienstag haben die Niedersachsen bei Zweitligist Nürnberg noch die Chance auf den Sprung ins Pokalviertelfinale. Ebenso wie die Kölner, die es zeitgleich auf Schalke allerdings mit einem deutlich kräftigeren Kaliber zu tun bekommen. Immerhin: In der Liga verbuchten die Rheinländer beim 2:2 in Gelsenkirchen, dem Abschiedsmatch von Ex-Coach Peter Stöger, kürzlich ein kleines Erfolgserlebnis. Hinzu gesellt sich nun der frische Rückenwind aus dem Wolfsburg-Spiel. Für Interimscoach Stefan Ruthenbeck, der zuvor alle drei Partien auf der Kölner Cheftrainerbank verlor, blähen sich nun ebenfalls die Segel. Der neue Sportchef Armin Veh deutete gleich bei seinem Einstieg an, dass er die Fähigkeiten, Überlegungen und Pläne von Ruthenbeck sehr genau inspizieren werde, ehe er eine mögliche Suche nach einem namhafteren Kandidaten starte.
Am Tag nach dem Pokalspiel auf Schalke wollen sich die beiden Herren zusammensetzen. »Die bisherigen Gespräche mit Herrn Veh waren überragend. Lassen wir uns überraschen, was dabei herum kommt«, erklärte Ruthenbeck respektvoll wie zuversichtlich. Und auch der Boss zeigte sich einer Fortsetzung der Zusammenarbeit gegenüber aufgeschlossen. Nach dem knappen 0:1 am vergangenen Mittwoch bei den Bayern lobte Veh bereits die gute Staffelung der Kölner Defensive - umso mehr nach dem Blick, den er später in die Bubirunde um sich herum geworfen hatte.
»Als ich mich in München in den Bus gesetzt habe, dachte ich, ich sei bei einer Jugendmannschaft gelandet«, witzelte der 56-Jährige nach dem Erfolg über Wolfsburg, erzielt mit der jüngsten Kölner Startelf seit 1967. Dann setzte er genüsslich zur Verbalgrätsche gegen den früheren Übungsleiter Stöger an, als er spitz anmerkte: »Für die ersten 14 Spiele und die 13 Verletzten kann der jetzige Trainer nichts, dafür war sein Vorgänger verantwortlich. Die Mannschaft ist körperlich und mental schwer angeschlagen. Heute haben wir im Prinzip ohne Stürmer gespielt - da ist es normalerweise nicht möglich, dass wir gegen Wolfsburg gewinnen.«
Zu sehen, wie diszipliniert und aufopferungsvoll das Team von Stefan Ruthenbeck agiert habe, das sei für ihn wichtig, betonte Veh. Nach einer Partie, die Köln vor der Pause dominierte, in der 67. Minute durch den gerade eingewechselten Christian Clemens den entscheidenden Treffer setzte - und die FC-Kapitän Matthias Lehmann mit Blick auf die 17 Spiele der Rückrunde so interpretierte: »Wir haben noch lange nicht aufgesteckt. Natürlich ist der Glaube an den Klassenerhalt noch da - sonst könnten wir hier die Lichter ausknipsen und ein halbes Jahr Urlaub machen.«
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